anschläge in israel
: Kontrolle ist machbar

Als sich die israelische Regierung im Rahmen der Osloer Prinzipienerklärung dazu bereit erklärte, den Palästinensern Waffen zur Verfügung zu stellen, hatte sie dabei vor allem eins im Sinn: Die künftig im autonomen Gebiet eingesetzten Polizisten sollten die israelischen Sicherheitskräfte ablösen und fortan deren Arbeit tun. Dieser Plan klappte zunächst ganz gut. Die neuen palästinensischen Polizisten erwarben sich sehr schnell den Ruf, die Verbrechensbekämpfung mindestens so gnadenlos vorzunehmen wie ihre Vorgänger. Sie verfügten von Anfang an über ein dichtes Informantennetz: Kaum ein Gesuchter ging ihnen durch die Lappen. Die islamische Opposition war bald weitgehend unter Kontrolle, und die israelische Bevölkerung blieb bis zum September vergangenen Jahres fast völlig von Terror verschont.

Kommentarvon SUSANNE KNAUL

In Oslo nicht geplant – wenngleich von konservativen Kreisen in Jerusalem wiederholt heraufbeschworen – war, dass die palästinensischen Polizisten selbst zu Gegnern Israels werden würden. Eher schon rechnete man damit, dass sich Autonomiepräsident Jassir Arafat die islamische Opposition warmhalten würde – für den Fall, dass es mit dem Frieden nichts wird. Inzwischen ist beides eingetreten, was die israelischen Militärs in eine schwierige Lage versetzt. Sie wollen den Terror eindämmen, könnten es vielleicht auch, dürfen es aber nicht. Schließlich geht es um ein autonomes Land, und das muss laut Vertrag von israelischem Militär frei bleiben.

Israels Regierung hat in dieser Situation wenig Möglichkeiten. Davon ausgehend, dass Ruhe auf politischem Weg nicht durchsetzbar ist, könnte Ariel Scharon die Verträge Verträge sein lassen und seine Truppen doch wieder nach Gaza und nach Hebron schicken. Ungeachtet des Oslo-Abkommens könnten Israels Soldaten dort versuchen, die Hintermänner der Attentate ausfindig zu machen. Damit hätte der neue Premier jedoch sicher die öffentliche Meinung in der Welt gegen sich. Wie schnell käme ein Vergleich zum Libanon auf, in den Scharon seine Truppen Anfang der 80er-Jahre schickte.

Natürlich könnte der Premier auch die bisherige Strategie Ehud Baraks fortsetzen. Der hatte eine einseitige Trennung im Sinn – mit einem möglichst hohen Zaun zwischen Israelis und Palästinensern. Damit bliebe der Terror zumindest auf die Autonomiegebiete begrenzt. Offen bliebe lediglich, was mit den jüdischen Siedlern passiert – und mit den Palästinensern, die ohne Israel schrittweise aushungern.

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