Mir gegen taz

Noch elf Tage bis zum Einschlag der Raumstation

BERLIN taz ■ Große Zustimmung erntete am Montagmorgen der Vorschlag der taz-Geschäftsführung, alle derzeit zur Verfügung stehenden Gelder in den Aufbau eines taz-eigenen Raketenabwehrsystems zu investieren. Wie die Wahrheit berichtete, soll die russische Raumstation Mir nach Berechnungen des Vatikans am 16. März um 13.42 Uhr in der Berliner Kochstraße 18 einschlagen. Eine eigens eingerichtete taz-Schutzgruppe unter Leitung des Raketenfachmanns Helmut Höge hat deshalb einen Beobachtungsposten auf der Dachterrasse des Gebäudes bezogen.

Auch nach der zweiten Nacht im Freien wirkte Höge erstaunlich frisch, als er die Ereignisse bis zum Morgengrauen schilderte. Demnach soll die Mir trotz der Bewölkung zweimal beim Überflug gesichtet worden sein. „Sie kommt näher“, erläuterte Redakteurin Beate Willms, die vom Wirtschaftsressort eigens abgestellt wurde, um die mathematischen Berechnungen der astronomischen Arbeitsgruppe zu überprüfen. „3,4 Fuß in der Stunde, im Verhältnis zum Krümmungsbogen der Erdatmosphäre“, sei der Fallwinkel im Sinkflug, erklärte Willms dem taz-Plenum und schlug sichtlich begeistert von den Qualitäten des eingesetzten Teleskops vor, das Fernrohr als Aboprämie in den taz-shop aufzunehmen: „Ganz wunderbar ist diese Super-Polhöhen-Wiege, auf der die Gabelmontierung mit dem Tubus angebracht ist. Am Tubus befindet sich das Sucher-Fernrohr und optional der Off-Axis-Guider ...“

Als weitere Maßnahme wurde eine Standleitung zum Weltraumzentrum Baikonur eingerichtet. Russland-Kenner Waldimir Kaminer verspricht sich von dieser Verbindung allerdings nicht viel: „Sie wiegeln ab, alles halb so schlimm“, berichtete Kaminer nach einem ersten Gespräch mit der russischen Mir-Leitzentrale. Eine Aussage, die erste apokalyptische Stimmen in der taz verstärkte. Man müsse doch sehen, das dieser Kollisionskurs und der Absturz auf die taz nicht ohne Grund geschehe. Womöglich sei dies eine himmlische Strafe für Verfehlungen in der Vergangenheit. Sollte die Katastrophe tatsächlich nicht eintreten, müsse ernsthaft überlegt werden, wie solche Gefährdungen in Zukunft ausgeschlossen werden können, hieß es aus der Anzeigenabteilung.

Allerdings wurde die Grundsatzdiskussion schleunigst beendet, als Helmut Höge auf die dringliche Gefahrenabwehr hinwies und einen sofortigen Entschluss über den Nachtdienst einforderte: „Eine dritte Nacht da draußen wäre zu viel, ich muss meine Kräfte für den Tag X sammeln.“ Schließlich solle die Mir exakt auf ein benachbartes Gebäude umgelenkt werden.