Grüne Frauen helfen sich auf die Sprünge

In „Tandems“ an die Macht: Erfahrene Politikerinnen helfen dem weiblichen Nachwuchs beim Einstieg in die Politik

Auf der ersten Landesdelegiertenkonferenz, die sie moderieren musste, hätte sie am liebsten ein Loch zum Verstecken gesucht. Als die 22-jährige Tina Gerts nach nur zwei Monaten Mitgliedschaft zur Sprecherin der Grünen Jugend Berlin gewählt wurde, fühlte sie sich „völlig ins kalte Wasser geworfen“. Jetzt ist sie eine von 13 grünen Berlinerinnen zwischen 17 und 31 Jahren, die bei „Starthilfe“ mitmacht, dem ersten „Mentoring“ auf Landesverbandsebene.

„Mentoring“ heißt, dass sich erfahrene Politikerinnen und Nachwuchspolitikerinnen zusammenschließen, um die Jüngeren in die Arbeit von Ausschüssen, Gremien und Parteistrukturen einzuführen. Nach einer öffentlichen Ausschreibung hatten sich die „Tandems“ im Dezember vergangenen Jahres gebildet. Gestern wurde das Projekt, das vorerst auf 15 Monate angelegt ist, vorgestellt. Wegen der zahlreichen Bewerbungen soll das Projekt wiederholt werden.

„Mir geht es dabei eigentlich nicht um Karrierre“, sagt Tina Gerts. „Ich will einfach politische Inhalte durchsetzen.“ Dazu gehöre nun einmal die Kenntnis formaler Klippen einer Geschäftsordnungsdebatte. Vor allem aber gelte es, die richtigen Leute kennen zu lernen, um Projekte durchzuführen und um erfolgreich arbeiten zu können.

Ihre Mentorin ist die Landesvorstandssprecherin der Grünen, Regina Michalik. Für sie sind die „Tandems“ eine gute Möglichkeit, junge Frauen für die Ämter zu qualifizieren, die sie auf Grund der grünen Quotenregelung häufiger als in allen anderen Parteien übernähmen. Junge Männer bräuchten solche Förderung nicht: Sie fänden viel eher ältere männliche Kollegen, die ihnen den Weg ebneten. Diese mauscheligen „Old-Boys-Networks“ aber würden gezielt Frauen aus den Entscheidungszentren heraushalten.

Deswegen braucht es nach Angaben von Sibyll Klotz, ebenfalls Mentorin, Unterstützung für die Frauen. Nicht als „Frauenförderung“, das klinge so nach der „Förderung des Defizitmodells Frau“, sondern im Sinne eines „modernen Personalmanagements“. RALPH WILDNER