Berlin-Image verzweifelt gesucht

Was hat Berlin, was andere Städte nicht haben? Womit kann die Hauptstadt Besucher in die Stadt locken? Das Stadtmagazin „Zitty“ hat einen Wettbewerb für die Werbebranche ausgeschrieben. Gestern wurden die Ergebnisse öffentlich vorgestellt

von SANDRA GUNDELACH

Berlin ist auf dem Weg zur Werbehauptstadt, das behaupten jedenfalls die Werber. Doch wie werben Werber für Berlin? Ob Berlin wirklich so viel kreatives Potenzial besitzt, das wollte das Stadtmagazin Zitty mit seinem Wettbewerb „Berlin als Tourismusziel“ herausfinden. 46 Agenturen, darunter bekannte wie Scholz & Friends, BBDO, GKM und Publicis, aber auch kleine Agenturen und freie Kreative haben ihre Ideen eingesandt. Gestern wurden sie prämiert.

Was hat also Berlin, was andere Städte nicht haben? Für den einen ist Berlin ein Dorf, Kühe laden ein zu „Ferien auf dem Bauernhof“ – in Zehlendorf, Mariendorf und Wilmersdorf. Andere sehen in der Hauptstadt immer noch „die größte Baustelle der Welt“ und bitten darum, die Schuhe abzutreten. Gleich drei Einsendungen thematisieren Berlins Hundepotenzial und deren Exkremente. Und immer wieder tauchen der Reichstag und das Brandenburger Tor auf.

Jurymitglied Annamaria Rucktäschel von der Hochschule der Künste sieht die Stadt anders: „Die permanente in rasantem Tempo stattfindende Veränderung der Stadt sollte im Vordergrund stehen. Berlins Image ist, dass es sich ständig ein neues zulegt.“ Rucktäschel ist enttäuscht vom ihrer Ansicht nach durchschnittlichen Ergebnis. Als eine der intensivsten Irritationen bezeichnete sie „das abgetretene Igitt-Image von Pöbel, Pommes und Pudelkot, das die Berliner als Postkarten-Proleten der 80er-Jahre präsentierte“. Überraschend kommt Platz eins für die Agentur Mandel mit ihrer „It’s Berlin“-Reihe. Die Neuberliner zeigen bekannte Orte, ohne dabei Klischees zu bedienen: Ein Motiv ist der Club WMF morgens um halb zehn. Die Party ist vorbei, übrig geblieben ist der Müll. „Wir zeigen das Besondere, das andere Lebensgefühl, den Drive.“