wm an ard und zdf
: Und der Gewinner heißt: Kirch

Heute tagen wieder die die ARD-Intendanten, und wieder geht es um die Übertragungsrechte der Fußball-Weltmeisterschaft. Dass das neue Verhandlungsergebnis mit der Kirch-Gruppe wieder an einzelnen Anstaltsoberen scheitert, ist trotz der schlecht gelaunten Andeutungen von ARD-Vizechef Peter Voß in Sachen „intensiven Beratungsbedarfs“ unwahrscheinlich: Zu hoch und zu parteiübergreifend ist der politische Druck, der auf allen Akteuren lastet.

Kommentarvon STEFFEN GRIMBERG

Beim ZDF ist ohnehin alles beim Alten: Von Anfang an hat Intendant Stolte verhandelt, und dessen Verwaltungsratsvorsitzender heißt glücklicherweise Kurt Beck. Gestern kam der im Wahlkampf befindliche Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz aus seinem Freudentaumel gar nicht mehr heraus.

Dennoch werden die öffentlich-rechtlichen Sender – und damit auch die sportbegeisterten Gebührenzahler – bei diesem Deal über den Tisch gezogen. Denn neben beglückenden Populismus-Punkten für Wahlkämpfer bringt der jetzt wohl zustande kommende Vertrag einschneidende Veränderungen im Spannungsfeld von Sport, Fernsehen und öffentlich-rechtlicher Grundversorgung mit sich: Dass ARD und ZDF demnächst Sendetechnik und Logistik für Kirch-eigene Kanäle bereitstellen wollen, ist zwar auch neu, aber eher nebensächlich. Nachteiliger ist vielmehr, dass die Öffentlich-Rechtlichen die WM-Rechte teils in bar, teilweise aber auch durch Überlassung eigener bis exklusiver Sportrechte an die Kirch-Gruppe finanzieren wollen. So erhält das Münchner Rechtehändler Zugang zur Fußball-Europameisterschaft 2004, diversen Wintersportveranstaltungen – und zu den Olympischen Spielen, der absoluten Krone des TV-Sports. Die wiederum dürfen nur im Free-TV laufen, weshalb die jetzt bei den WMs 2002 und 2006 für beide Seiten so angenehme Aufteilung in öffentlich-rechtliches Fee-TV auf der einen und privates Pay-TV auf der anderen Seite hinfällig wird. Spätestens bei Olympia 2004 treten erstmals öffentlich-rechtliches und privates Fernsehen mit demselben Sporthighlight frei empfangbar gegeneinander an.

Dass sich Kirch dann mit den Vorläufen im Stabhochsprung für das Deutsche Sportfernsehen zufrieden gibt, kann man heute schon ausschließen. Für Kirch hat sich das Pokern gelohnt; er bekommt, was ihm Pleitgen in der ersten Runde nicht geben wollte: halbwegs volle Kasse und interessante Rechte noch dazu. Man wird eben nicht umsonst Milliardär.