Heidenspaß

■ Finnisches A-capella-Ereignis: Kullervon Kosto in der Schilleroper

Für Menschen, die seiner nicht mächtig sind, ist das Finnische eine eigentümliche Sprache: Sie ist auf eigenwillige Art melodisch und strotzt nur so von Buchstabenkombinationen, die gedruckt gänzlich unaussprechlich wirken. Nun stelle man sich ein Konzert vor, bei dem kleine Geschichten in ebendieser Sprache vorgetragen werden und das eine Schar von Menschen anzieht, die überwiegend – so nimmt die ihrerseits unkundige Autorin zumindest an – nicht finnisch sprechen bzw. verstehen. Trotzdem haben alle einen Heidenspaß am Geschehen. Ein Widerspruch? Nein: Kullervon Kosto!

Hinter diesem malerischen Namen (übersetzt: Die Rache des Kullervon, was an ein finnisches Nationalepos erinnert) verbirgt sich ein einmaliges A-capella-Trio aus dem hohen Norden: In selbstgeschneiderten, skurrilen Gewändern treten Annamari Vänska und die beiden Schwestern Roosa und Veera Voima auf und nehmen ihr Publikum binnen Sekunden gefangen. Schwer begreiflich, zählt A-capella-Gesang doch nicht gerade zu den Highlights derzeit angesagter Musik. Was wiederum daran liegen mag, dass Kullervon Kosto außerhalb Finnlands noch nicht bekannt genug sind: Glücklich ist da das Hamburger Publikum, welches die drei Sängerinnen nun schon zum dritten Mal mit ihrem wunderschönen, ausdrucksstarken Gesang und perfekt arrangierten Stücken begeistern, die beim Zuhören eine Gänsehaut auf Nacken und Arme zaubern.

Die Sängerinnen selbst bezeichnen ihre Musik als „Modern Poetry Singing“, vertonen finnische Mythen ebenso wie alltägliche Begebenheiten und sind mit ihren Auftritten in ihrem Heimatland längst fester Bestandteil der Clubszene. Für das ausländische Publikum findet zwischen den Stücken eine zusätzliche unterhaltende Einlage statt, wenn in schrägem Englisch die Geschichte des nachfolgenden Songs erklärt wird. Dabei entfacht sich schnell mal eine kleine Diskussion zwischen den Sängerinnen, vor allem den beiden temperamentvollen Schwestern, darüber, was denn nun wirklich Gegenstand des Stückes sei. Die Pointe wird dem neugierigen Publikum in jedem Fall vorenthalten: Sie muss dem Song selbst entnommen werden, was zu bisweilen wilden Assoziationen führt, dem musikalischen Genuss dabei jedoch keinen Abbruch tut. Trotzdem: Noch einige Kullervon Kosto-Konzerte mehr, und die Autorin wird zwecks weiterführender Unterhaltung ernsthaft den Besuch eines Finnischlehrgangs in Erwägung ziehen!

Karen Schulz

mit DJ Litmanen: Sonntag, 21 Uhr, Schilleroper