Viel Vergnügen mit dem Lärm

AnwohnerInnen haben bisher gut 3500 Unterschriften gegen TV World in Jenfeld gesammelt. Senat „von der Tendenz her dafür“  ■ Von Peter Ahrens

An jedem Wochenende wird gesammelt. Dann stehen Markus Cofalla, Rosi Adamczik und die anderen im Jenfelder Einkaufszentrum und versuchen die Leute zur Unterschrift gegen das geplante Entertainment-Projekt TV World zu bewegen. Auf dem Gelände der früheren Lettow-Vorbeck-Kaserne soll der Vergnügungspark entstehen. Vergnügen – das ist allerdings das letzte, an das Cofalla und Adamczik denken. Sie befürchten als AnwohnerInnen vielmehr ein Verkehrschaos für ihren Stadtteil. Regenbogen und GAL in Wandsbek teilen die Bedenken. SPD und CDU im Bezirk, sowie der Senat sind für das Projekt.

Fast 3500 Unterschriften für ein Bürgerbegehren gegen die TV World haben Cofalla und die übrigen AnwohnerInnen bisher zusammen bekommen. Sie gehen davon aus, dass der Park täglich zusätzliche 5000 Autos nach Jenfeld lockt. „So ein Großprojekt hat mitten in einem Wohngebiet nichts zu suchen“, ist Adamcziks Meinung.

So kategorisch würde die GAL in Wandsbek das zwar nicht formulieren, doch Fraktionsgeschäftsführer Bernd Pentzien macht auch klar: „Solange die Verkehrsprobleme nicht gelöst werden, lehnen wir TV World ab.“ Die S-Bahn-Verbindung sei völlig unzureichend. Das Gelände liege in der Nähe eines Autobahnzubringers, da sei klar, dass fast alle BesucherInnen mit dem Auto kämen – die Jenfelder Allee würde dann völlig kollabieren.

Argumente, die den grünen Stadtentwicklungssenator Willfried Maier nicht unbeeindruckt lassen. Trotzdem werde er TV World „von der Tendenz her eher befürworten“. Er erhofft sich von dem Entertainment Park Aufwind für das benachbarte Studio Hamburg. „Es gibt in Hamburg inzwischen eine richtige sich anbahnende Krise der Film- und Fernsehproduktion.“ TV World könne diesen Trend umkehren.

Zudem seien „die Arbeitsplätze für den Stadtteil hoch willkommen“, sagt Maier. 1300 Jobs sollen, geht es nach den Investoren, geschaffen werden. Prognosen, die Cofalla als „geradezu lächerlich“ bezeichnet. Er rechnet vor: In TV World wird jährlich eine Million BesucherInnen erwartet. In dem Brühler Freizeitpark Phantasialand mit 2,5 Millionen Gästen pro Jahr arbeiten gerade 230 Festangestellte, in den Babelsberg Filmstudios in Potsdam gibt es 30 feste Jobs.

Bis zum 31. Mai ist Zeit, die nötige Zahl an Unterschriften für ein Bürgerbegehren zu sammeln. Maier ist dieses Engagement gar nicht so unlieb: „Jenfeld ist ja sonst ein Stadtteil, der nicht durch übergroße Bürgeraktivität besticht.“ Ende des Monats wird er mit der Bürgerini-tiative sprechen. Ein Termin, auf den auch Cofalla setzt: „Ich schätze, dass der grüne Senator im Stillen hofft, dass das Bürgerbegehren Erfolg hat. Das darf er nur offiziell wegen der Koalition nicht sagen.“