Quills - Macht der Besessenheit

USA 2000, Regie: Philip Kaufman; mit Geoffrey Rush, Kate Winslet, Joaquin Phoenix u.a.; 123 Min.

Ein Kostümdrama über die letzten Tage im Leben des Marquis de Sade: „Die Natur erneuert sich durch die Zerstörung, sie besteht fort durch das Verbrechen und lebt - um es kurz zu sagen - durch den Tod. Eine durchaus tugendhafte Welt könnte keinen Augenblick bestehen.“ (aus: „Philosophie des Bösen“) Jaja, der böse alte Frauenfeind und Pornograf de Sade. Wer sich als Autor und Regisseur auch nur in die Nähe der wilden Fantasien des Marquis wagt, kann es ganz schnell mit den Zensurbehörden zu tun bekommen - es sei denn, er arbeitet in der Pornobranche. Die aber liegt Doug Wright (Drehbuch) und Philip Kaufman (Regie) heute so fern wie ihrem Protagonisten im ausgehenden 18. Jahrhundert der Kniefall vor Kirche und Staat.

Obwohl der zügellose Freidenker (hier dargestellt von Oscar-Preisträger Geoffrey Rush) bereits in der Irrenanstalt gelandet ist, rückt er trotzdem nicht von seiner Lehre des grenzenlosen Egoismus und der anarchischen Sexgier ab. Im Gegenteil: Noch aus seinem Kerker heraus vermag er so manchen Menschen mit dem Freiheitsdrang seiner Gedanken zu faszinieren - darunter auch den Anstaltsleiter Abbe Coulmier (Joaquin Phoenix) und vor allem das Dienstmädchen Madeleine (Kate Winslet), das es trotz Verbot und Bewachung immer wieder schafft, heimlich die Manuskriptseiten de Sades aus der Zelle zu schmuggeln, ohne zu ahnen, dass sie selbst zu einer seiner Romanfiguren geworden ist. Rücksichtslos manipuliert der Skandalautor also den Priester und die Magd, um seine Ergüsse zu veröffentlichen und schließlich um überhaupt noch schreiben zu können... Ein schwerer und ein düsterer Stoff, der weit über die Person de Sades hinaus die Freiheit von Geist und Wort feiert. Philip Kaufmans Verfilmung von Doug Wrights Theaterstück sympatisiert nur in puncto sexuelle Befreiung mit den Schriften. Kaufman legt mehr Gewicht auf die Unbeugsamkeit des Autor, ohne ihn allerdings heilig sprechen zu wollen.

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