Ministerium im Schwitzkasten

Ausgerechnet im Bauministerium gibt es Ärger am Bau: In dem 90 Millionen Mark teuren Neubau funktioniert die Belüftung nicht. Vorübergehender Umzug der 300 Mitarbeiter nicht ausgeschlossen

von BARBARA BOLLWAHN
DE PAEZ CASANOVA

Nach diversen Fällen von Pfusch am Bau an Regierungsgebäuden hat es nun ausgerechnet das Ministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen erwischt. Am Neubau in der Invalidenstraße gibt es Probleme mit der Belüftung. Architektonisch ist die Lochfassade aus Naturstein zwar schön anzusehen. Doch die dahinter liegende Belüftung sorgte im letzten Sommer für so hohe Innentemperaturen, dass die 300 Mitarbeiter in ihren Büros extrem ins Schwitzen kamen.

„Die Belüftung funktioniert nicht“, bestätigte der Sprecher der Behörde, Jürgen Frank, der taz. Aufgrund der Schönwetterperioden zwischen April bis Juni vergangenen Jahres habe eine „intensive Sonneneinstrahlung“ geherrscht. In dieser Zeit erwärmten sich die Bürobereiche „überdurchschnittlich“ und beeinträchtigten „die thermische Behaglichkeit erheblich“. Derzeit werde ein neues „Belüftungskanalsystem“ geprüft. Noch sei unklar, ob es sich um einen Planungs- oder einen Ausführungsfehler handele. Ein Gutachten soll den Einfluss der Fassade und des Lüftungssystems auf die Raumtemperaturen prüfen.

Fest steht bisher nur, dass ein außen liegender Sonnenschutz installiert werden muss. Bis es so weit ist, sollen provisorische Außenrollos für Abhilfe sorgen. Nach Angaben des Pressesprechers ist nicht auszuschließen, dass alle Mitarbeiter vorübergehend aus dem Ende 1999 fertig gestellten Bau rausmüssen. Wann der erneute Umzug ansteht, ist ebenso unklar wie die zusätzlichen Kosten.

Der von dem Schweizer Architekten Max Dudler entworfene quaderförmige Neubau kostete 90 Millionen Mark und beherbergt neben Büros einen Konferenzbereich und Besprechungsräume. Der Neubau dient als Ergänzung des restaurierten ehemaligen Ministeriums für Geologie und umfasst eine Fläche von 5.800 Quadratmetern. Bauherr ist das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung.

Es handelt sich nicht um das erste Malheur bei Regierungsbauten. Bei dem letzten bekannt gewordenen Fall handelte es sich um die Bundestags-Kita. In der vor erst anderhalb Jahren eröffneten Kindertagesstätte des Bundestages war Mitte Februar Putz von einer Decke gefallen. Untersuchungen ergaben Hohlstellen in mehreren Räumen. Nach einem Gutachten der Technischen Universität lag die Ursache offenbar an einem unzureichenden Haftgrund. Auch im Neubau des Außenministeriums am Werderschen Markt war Putz von einer Decke heruntergekommen. Nach Angaben der Bundesbaugesellschaft ist auch an anderen Bauten eine „Häufung“ von Bauschäden zu beobachten.