Nicht dumm rumhängen

■ Achtes „backstage“-Jugendprojekt des Schauspielhauses

Manche Schauspieler denken beim Wort „Jugendklub“ als erstes an picklige Teenager. Wohl kaum eine berufsgebundene Assoziation. Für die Paranoia vor dem Aufgelauertwerden gilt das schon eher. Gegen diese Angst kämpft Michael Müller schon seit zehn Jahren an. Der Theaterpädagoge am Deutschen Schauspielhaus geht mit seinen Projekten von Schauspielern und künstlerischen Mitarbeitern für Jugendliche zwischen 15 und 20 nunmehr ins achte Jahr.

Seit vergangener Woche stehen nun die Kurse der diesjährigen backstage-Runde. Dankbarerweise verfestigt sich die Tradition, Schülern Theater nahe zu bringen, im Haus immer mehr. Die meisten seiner Projektleiter in spe sprechen ihn mittlerweile an und lassen sich gerne von ihm „verheiraten“: Wer mit wem letztlich ein Projekt anbieten darf, entscheidet Müller selbst.

Diesmal haben sich fünf Gruppen mit jeweils 20 Jugendlichen gebildet, von denen allerdings „keine ein Stück macht“. Stattdessen beschäftigt sich im Neuen Cinema etwa Julian Kamphausen mit Improvisationstheater, bei dem bis zur Aufführung das meiste offen bleibt. Nichts für schüchterne Zehntklässler also. Um Pop(kultur) dreht es sich bei der Gruppe „fassungslos“ unter der Leitung von Sebastian Schlösser, Patrick Wengenroth und Stefanie Hontscha. Musik und Gedichte paaren sich bei Oliver Bokern und Hans-Jörg Brandenburg zu „Haiku“.

Schon das vierte Mal dabei ist Schauspieler Martin Pawlowsky, der zusammen mit Nina Krüger dem „Fundbüro“ des Lebens näher kommen will. Wenn die Gruppe um Matthias Breitenbach Barock und Tod unter dem Titel 13428 Maxella Avenue abhandelt, erwartet einen dort kein „melodramatisches Herumwälzen“. Vielmehr sollen auch HipHop und Kampfsport eine Rolle spielen. Für die Spätentschlossenen bietet Regieassistent Peter Helling ab Mai noch ein Projekt zur griechischen Mythologie an.

Nicht nur ein Blick ins Fernsehen führt einem vor Augen, dass ein Auftritt für den Menschen zur Zeit der große Traum ist. Darum weiß auch Michael Müller. Umso begeisterter spricht er von den Jugendlichen, die zwar „das Prickeln auf der Bühne, aber nicht dumm rumhüpfen wollen“. So ist backstage Kanalisationsmöglichkeit und „Anlass, sich mit Theater zu befassen“: Schließlich sehen sich die Schüler und Azubis zwangsläufig die Kursleiter in ihren Rollen an. Mit der impliziten Werbekampag-ne tut Müller also nicht nur sich selbst einen Gefallen.

Trotzdem ist der Theaterpädagoge mehr als froh, dass nach einigen Aufwärmschwierigkeiten endlich auch ein guter Kontakt zu Tom Stromberg „eingefädelt“ ist. Der hat sogar in Aussicht gestellt, gute Arbeiten nach der Aufführung Anfang Juli noch weitere Male in der neuen Spielstätte am Steindamm 45 zu zeigen. Liv Heidbüchel