Frauen fordern sofortige Entschädigung

Vor dem Haus der Wirtschaft in Mitte wiesen gestern Frauen auf das Schicksal von Zwangsarbeiterinnen hin

Rund zweihundert Frauen haben gestern vor dem Haus der Deutschen Wirtschaft am Mühlendamm in Mitte für eine sofortige Entschädigung ehemaliger ZwangsarbeiterInnen demonstriert. Dort befindet sich die „Stiftungsinitiative der Deutschen Wirtschaft“, die die Entschädigungsgelder sammelt. Am gestrigen Internationalen Frauentag lag den Demonstrantinnen vor allem das Schicksal der Zwangsarbeiterinnen am Herzen.

Besondere Aktualität bekam die Kundgebung, da die US-Bundesrichterin Shirley Kram am Mittwoch Sammelklagen ehemaliger NS-Zwangsarbeiter gegen deutsche Banken nicht abgewiesen hatte. Sie hatte als Grund genannt, dass die deutsche Wirtschaft ihren zugesicherten Anteil am Entschädigungsfonds noch nicht beisammen hat.

„Es ist sehr gut, dass die Richterin die deutsche Wirtschaft so scharf angegriffen hat“, so eine Sprecherin der Intiative, die die Kundgebung organisierte. Sie hoffe, dass die Wirtschaft das fehlende Geld, rund 1,4 Millarden Mark, endlich sammle. Die Frauen forderten eine sofortige Entschädigung und verwiesen auf das besonders harte Schicksal der Zwangsarbeiterinnen.

So waren nach Angaben der Initiative mehr als die Hälfte der ZwangsarbeiterInnen Frauen. Von den jetzt noch Überlebenden seien aufgrund der höheren Lebenserwartung zwei Drittel Frauen. Die Initiative kritisierte, dass das besondere Schicksal der Frauen zu wenig in den öffentliche Debatten auftauche. Viele von ihnen seien vergewaltigt worden, was wenig bekannt sei. Säuglinge und Kleinkinder wurden in „Kindersammelstätten“ gezielt vernachlässigt und verhungerten häufig, hieß es in einem Beitrag. Die Initiative besteht aus zehn Frauen, die teilweise schon jahrelang zu historischen Themen arbeiten.

Die demonstrierenden Frauen, von denen die meisten aus der autonomen Szene kamen, bewerteten es als positiv, dass es in diesem Jahr keine 8. März-Demo, sondern eine Kundgebung zu einem speziellen Thema gegeben habe. „Eine lahme Demo wäre frustrierend gewesen“, sagte eine Besucherin. Es sei gut, am 8. März auch gesamtgesellschaftliche Themen aufzugreifen. Eine andere sagte, dass sie den Frauentag schon innerlich abgehakt habe. Doch wenn es um so brisante Themen gehe, sei es wichtig, zu kommen. NAU