Auf die Sprünge helfen

betr.: „Frauen und Asylrecht“, taz vom 6. 3. 01

Wenn die rot-grüne Bundesregierung sich trotz Selbstverpflichtung zur Anerkennung frauenspezifischer Asylgründe im Koalitionsvertrag nicht entschließen kann, den Worten Taten folgen zu lassen, dann müssen wir ihr wohl auf die Sprünge helfen, indem wir eine Kampagne mit Unterschriftenaktion starten, die einem Volksbegehren gleichkommt, und diese Änderung der entsprechenden Vorschriften einfordern.

Da amnesty international diesen Bericht erarbeitet und vorgestellt hat, könnte sie oder auch Amnesty for Women – ein frauenspezifischer Menschenrechtsverband – oder Terre des Femmes diese Unterschriftenaktion initiieren. Sie können sich der Unterschrift und Unterstützung vieler Frauen sicher sein. Denkbar wäre auch, dass Unifem die Initiative übernimmt und diese weltweit publik macht.

Was in USA, Kanada und Neuseeland möglich ist, sollte doch in Europa common sense sein. Mir ist bekannt, dass der Kampfruf der Französischen Revolution Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit und von Schwestern nicht die Rede war. Das ist wohl der Hintergrund, dass Frauenrechte auch von vielen linken Männern immer noch als nicht so wichtig angesehen werden. Man(n) müsste sich von vielen althergebrachten und für die eigene Lebensart bequemen Vorstellungen und Privilegien verabschieden, und das fällt schwer.

Aber das Patriarchat lässt sich nun einmal nicht vereinbaren mit den Anforderungen an eine Zivilgesellschaft. Wie können wir überall in der Welt die Respektierung der Menschenrechte einfordern, solange wir sie in der eigenen Gesellschaft nicht durchzusetzen vermögen? Frauenrechte sind Menschenrechte oder sind Frauen auch in den Vorstellungen linker Männer noch Menschen zweiter Klasse, mit denen sie nach Belieben verfahren dürfen, und das nicht nur als Vorgesetzte, Parteichefs, Regierungschefs, Kollegen, sondern als Vater, Bruder, Ehemann, Freund, Geliebter, in welcher Beziehung auch immer sie zu Frauen stehen. [...]

MARGARETE KOGLER, Bonn