die stimme der kritik
: Betr.: Gebrauchsanweisung für Castor-Demonstranten

Mobile Treppenlifte mitführen!

Grün und Grün, so hört man, haben sich – Göttin sei Dank – vor ihrem Parteitag geeinigt. Es geht um die mit Atomschrott voll geladenen Castoren und die brisante Frage, ob Grüne gegen Grüne demonstrieren dürfen. Also die Atomgegner vor Ort gegen die Atomkon-Sense in Berlin. Schon vorweg: Ein grundsätzlicher Verhaltenscodex für den gemeinen Demonstranten ist überfällig, zumal bis 2010 mit mindestens zwei bis drei Castoren jährlich zu rechnen ist, die vom französischen Plutonium-Supermarkt La Hague ins Wendländische rollen. Dazu kommen noch die Transporte von deutschen Atommeilern. Kurz: Atommüll ist ubiquitär, und der Protestierer muss wissen, woran er ist.

Wie sieht nun die Gebrauchsanweisung für den AKW-Gegner 2001 aus? Dankenswerterweise hat die grüne Partei das Demonstrationsrecht nun doch anerkannt und damit die im Grundgesetz garantierte Versammlungsfreiheit wieder eingeführt, wofür wir an dieser Stelle Fritze Kuhn nochmals herzlich danken. Gleichwohl kann nicht jeder herumdemonstrieren, wie er will. Das Verhaltensrepertoire muss geregelt sein. Erstens, so hören wir, sind Blockaden auf der Schiene verboten, hingegen würden friedliche Sitzgruppen auf der Straße toleriert. Möglicherweise sollte aber nur die linke Straßenseite besetzt werden, um Castoren rechts zügige Durchfahrt zu gestatten.

Beim Eintreffen der Polizeitruppen von Innenminister Schily sollten sich grüne Demonstranten wie echte Koalitionspartner benehmen. Seien Sie freundlich, unterstützen Sie die Beamten beim Wegtragen und bedanken Sie sich hinterher. Wegtraghilfen wie mobile Treppenlifte sind mitzuführen. Fortgeschrittene Demonstranten können sich nach dem Münchhausen-Prinzip selbst wegtragen. Um die Kosten für den Castor-Einsatz zu minimieren und den rot-grünen Haushalt zu entlasten, zahlt jeder Demonstrant den Eichel-Groschen, ein einmaliges Eintrittsgeld von 20 Mark zzgl. 16 Prozent Ökosteuer für die Teilnahme am Event. Losungen und Spruchbänder sind per E-Mail mit der Parteizentrale abzustimmen. Um die Ambivalenz grünen Protests zum Ausdruck zu bringen, sind alle Transparante beidseitig zu beschriften. Vorderseite: „Plutonium bringt Omi um – stoppt den Castor“. Rückseite: „Atomkonsens volles Rohr – freie Fahrt Castor!“ Oder Ähnliches.

Diesen Anordnungen ist Folge zu leisten. Zuwiderhandlungen werden mit grüner Zwangsmitgliedschaft nicht unter zehn Jahren bestraft. MANFRED KRIENER