Wo der Kult sein Zimmer hat

■ Wie gut, dass am Ende immer alles gut wird und auch der Schuss ins Leere trifft: In der Pension Schmidt tobt das Leben, nur viel besser, als es live je zu erleben wäre

„Kleines Glück und große Träume, zwischen Glämmor und Pomm' Fritt'. Nur herein, hier tobt das Leben, Vorhang auf für Pension Schmidt“: Wie früher oder später jede richtige Kult-Soap fesselt auch Pension Schmidt die Zuschauer zu einem Mehrfolgen-Marathon auf die Sessel. Die neue Produktion im Schmidt Theater unter der Regie von Thomas Matschoß sind vier Folgen in einer, 360 bis 363. Und es ist wieder atem- und taktlos, kiezig und schrill.

Es beginnt mit „Prophezeiungen des Grauens“ und führt über „Verschollen auf dem Kiez“ und „Angeklagt: Die Liebe einer Mutter“ zu „Alles wird gut“: Eine geheimnisvolle Wahrsagerin fabuliert über ein Kind, das „Mutti, ich hab' Dich lieb“ haucht, über ein rotes Auto, eine Weltreise, ein Haus am See und über „Tod und Verderben“, welche sie auf Portier Aristide Klöterbek zueilen sieht.

Aber erstmal kehrt sein Exfreund Klaus zurück. In einer wunderbaren Szene mit Musik wie aus „La Boum“ stellt sich heraus: Das mit Torsten war nur ein Abenteuer, die Liebe lebt – Klaus bleibt und backt Utsche Junior eine Bisquitrolle zum Geburtstag. Es taucht ein Herr von Cattenstedt im Jägerlook auf. Er sucht seine Ehefrau, die Pensionswirtin Cosima von Cattenstedt, weil er in der Tagesschau gesehen hat, wie die gemeinsame und verschwundene Tochter den CDU-Bürgermeisterkandidaten mit einem Ei beworfen hat. Ole war angeblich amused. Nadine schenkt dem kleinen Utsche zum Geburtstag die Mitteilung, dass sie seine Mami ist. In einer späteren Folge wird er ihr die Arme um den Hals legen. Der Sorgerechtsprozess geht trotzdem nicht für sie und ihren Freund Siggi Üzgül aus, denn Zuhälter Utsche, der leibliche Vater, hat mehr Geld zum Bestechen und außerdem ist sein Anwalt ein Parteifreund von Richter Dr. Robert Schrill.

Wären doch die Fernseh-Soaps nur halb so schwungvoll wie diese ihre Persiflage! Kerstin Marie Mäkelburg ist gleichermaßen großartig als Cosima wie als Zuhälter Utsche und auf den Knien rutschend als Utsche Junior. Herrlich sind auch Frank Wieczorek als Horst Hotte Koltz, Sheriff von St. Pauli, heimgekehrter Rainer und Bernhard Hofmann als Ari, „Tant Hedwik“ und Richter Schrill.

Schüsse, eine Leiche, eine Auferstehung und der Versuch, die Pension Schmidt drehbuchmäßig auszulöschen. Klar, dass das misslingt. Weshalb es am 2. Mai weitergeht mit mindestens einer neuen Folge aus dem Innenleben der Pension Schmidt.

Sandra Wilsdorf