Senioren-Uni
: Die Alten sitzen in der ersten Reihe

■ Über ein konflikthaltiges Studienangebot

Friedrich Wilckhaus leitet das Zentrum für Weiterbildung der Universität Bremen. Er berät Seniorenstudenten über wissenschaftliche Fortbildung, die sich mit der Studienberatung vor allem an Neueinsteiger richtet. Die taz sprach mit dem Zentrums-Leiter.

taz: Gibt es ein Leitmotiv, unter dem Ihre Arbeit steht?

Friedrich Wilckhaus: Wir wollen dafür sorgen, dass im Semester möglichst viele Veranstaltungen für Senioren geöffnet werden. Die Älteren können teilnehmen, egal ob sie eine Hochschulzugangsberechtigung haben oder nicht. Für eine Semestergebühr von 110 Mark können sie auch in der Bibliothek Bücher ausleihen.

Welchen Service bieten Sie den Senioren?

Wir stellen ein Verzeichnis von rund 500 Angeboten zusammen und die Älteren können sich dann etwas aussuchen. Zusätzlich bieten wir eigene Einführungskurse an. Neben dem regulären Semesterprogramm organisieren wir in den Vorlesungsferien Vorträge und Studienreisen.

Wie ist die Nachfrage?

Die Fachbereiche, die bevorzugt werden, sind die Geisteswissenschaften, also Geschichte, Literatur, Philosophie, Kunst. Es gibt auch Senioren, die erstmal nur unsere Veranstaltungen besuchen. Sie brauchen ein „Sprungbrett“, um sich in die „regulären“ Veranstaltungen zu setzen.

Wie sieht das „Studium“ der Senioren aus?

Die Dozenten öffnen ihre Veranstaltungen, je nach Kapazität, für alle Senioren oder nur für eine begrenzte Zahl. Wir nehmen das im Veranstaltungsverzeichnis auf, aus dem die Senioren dann wählen. Im Regelfall kommen die Älteren und bleiben einige Jahre, um sich in bestimmten Bereichen fortzubilden.

Wie ist der Umgang der jungen mit den alten Studenten?

Der Umgang zwischen älteren und jüngeren Studenten ist nicht konfliktfrei. Da gibt es dann Veranstaltungen, in denen vorne alles mit Senioren besetzt ist, weil die extra früh kommen – um gute Plätze zu ergattern und weil viele schwerhörig sind. Andererseits gibt es auch wieder Bereiche, wo die Älteren sich an Exkursionskosten beteiligen, damit die Jüngeren mitfahren können.

Bleibt die Struktur der Seniorenstudenten gleich?

Mein Eindruck ist, dass sich in den vergangenen Jahren mehr „jüngere“ Alte angemeldet haben. Die sind noch lebendiger. Sie sind noch mehr auf der Pirsch was Neues zu erkunden.

Fragen: Julia Kammigan

Die Studienberatung des Weiterbildungs-Zentrums ist Montag bis Freitag von zehn bis zwölf Uhr besetzt und unter (0421) 218-3180, oder per email unter der Adresse Wilckhaus§uni-bremen.de, zu erreichen. Das Veranstaltungsverzeichnis für das Sommersemester 2001 kann hier ebenfalls angefordert werden.