Wellen schlagen hoch in Walle: Nein zum Großmarkt

■ Beirat lehnte Streitobjekt ab / Zehn Bürgerschafts-Abgeordnete spielten Mäuschen

Hoch her ging es in der Aula der Schule am Waller Ring, als dort am Donnerstagabend eine fünfköpfige Männerriege aus Bau- und Wirtschaftsressort die Planung für den zugeschütteten Überseehafen und die damit verbundene Verkehrsneuordnung verteidigte. Am Ende stimmte der Beirat einstimmig gegen die vorgesehene Straßenführung, namentlich das „Überseetor“, eine vierspurige Kreuzung, die neues Einfallstor für die alten Hafenreviere werden soll. Gegen die Stimmen der CDU lehnte der Beirat auch den Umzug des Großmarktes vom Flughafen in den Hafen ab.

Gleich drei Bürgerinitiativen hatten für die Beiratssitzung über 200 Menschen mobilisiert. Hauptkritik: Die „menschenverachtende“ Verkehrsplanung, die sowohl Anwohner als auch die Grundschule an der Nordstraße noch stärker belaste. Mit der Ansiedlung des Großmarktes werde außerdem die Möglichkeit einer urbanen Entwicklung der ehemaligen Hafenreviere verschenkt. Klaus-Wilhelm Timm, Abteilungsleiter im Wirtschaftsressort und zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der Großmarkt GmbH, sprach dagegen von einer „grotesken Verzerrung“ des Problems: „Durch die Nordstraße fahren schon jetzt 23.000 Autos am Tag, der Großmarkt verursacht nur weitere 1.200.“ Die Waller aber fühlen sich von solchen Zahlen verschaukelt: „Es gibt doch noch gar keine Basisdaten. Das Lärmgutachten liegt nicht vor, die Verkehrszählung findet erst im September statt, und im Juli soll ansatzweise klar sein, was passiert, wenn der Space Park erste Besucher anzieht“, so ein Sprecher der Initiative Waller Wied, dem einzigen Wohngebiet hinter der Hafenrandstraße. Der Tumult steigerte sich, als ein Brief von Wirtschaftssenator Josef Hattig (CDU) an die Großmarkt GmbH herumgereicht wird. Dort heißt es: „Es bleibt beim Umzugstermin im Oktober 2002. Diskussionen zu einem solchen Projekt liegen in der Natur der Sache.“ „Wir sind also die Natur der Sache“, empört sich ein Bürger. An die Behördenleute ging die Schelte der grünen Beiratsfrau Cäcilie Eckler von Gleich: „Wir sind wegen der Häfen ein wichtiger Stadtteil. Aber unsere Beschlüsse, wie der gegen das Zuschütten des Überseehafens, werden regelmäßig überhört. Da brauchen sie sich über den Widerstand nicht wundern.“

Mit den von Senator Hattig erwähnten Diskussionen ist nicht nur der Beirat gemeint. Auch in den Parteien der Bürgerschaft gärt es. Gleich zehn Abgeordnete begrüßte Ortsamtleiter Hans-Peter Mester zur Sitzung. Während Mario Käse (SPD) „Korrekturbedarf“ einräumte, hielt der wirtschaftpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Dieter Focke, an den bisherigen Planungen fest. „Es gibt Senats- und Bürgerschaftsbeschlüsse zum Umzug. Auf dieser Basis muss die Lösung gefunden werden.“ Die Grünen, erklärte Gegner der Großmarkt-Ansiedlung, wittern indes Morgenluft: „Dass SPD und CDU hier unterschiedliche Positionen vertreten lässt mich hoffen“, so die Abgeordnete Anja Stahmann. „Vielleicht lässt sich die Fehlentscheidung des Jahrhunderts ja rückgängig machen.“ hey