„Klösterreich“: Rettung für das Diesseits

Ein Gespräch mit den Chorherren Gernot Grammer von St. Florian und Martin Rotheneder vom Stift Melk

taz: Klösterreich. Was ist das?

Martin Rotheneder: Ein Verein, dem derzeit 18 Klöster angehören. Sie bieten eine sehr breit gefächerte Angebotspalette von Fasten bis Weinkunde.

Was eint die Produktpalette?

Rotheneder: Sie zielt immer auf den gesamtmenschlichen Bereich ab. Man weiß ja, dass der Mensch aus Leib und Seele besteht, aber immer wieder gibt es den Versuch, den Menschen aufzuspalten. Die Klöster wollen beides zusammenführen.

Wer kommt zu Ihnen?

Gernot Grammer: Wir haben viele Anfragen von Managern und Journalisten. Den Gästen geht es um Zurückgezogeneit, aber auch um den Kontakt mit Mönchen. Man will sich einmal einklinken in die andere Lebensform.

Ist diese Lebensform denn noch so anders, wo sie sich doch so modern vermarktet?

Rotheneder: Wir müssen immer bedenken, wie weit man eine Öffnung gestatten kann, ohne dass die ursprüngliche Lebensform vollkommen verändert wird. Der Rhythmus der Ordensleute darf nicht ununterbrochen von den Gästen bedrängt werden – bei uns sind es im Schnitt 30 Gäste zu 17 Mönchen. Das Gespräch mit Mönchen ist aber sehr wichtig.

Als Beichtväter?

Rotheneder: Auch. Aber wir wollen den Leuten nichts aufdrängen.

Was suchen die Gäste sonst noch?

Grammer: Diese Menschen haben das Bedürfniss nach Ruhe und Entspannung, aber auch nach einem Aufgenommensein.

Sind Sie also die Animateure des Bei-sich-Seins?

Rotheneder: Das sind wir nicht. Wir sagen nicht: „Mensch, rette deine Seele fürs Jenseits“, sondern „fürs hier und jetzt“.

Grammer: Unsere Klöster strahlen Lebensfreude aus.

Das ist neu. Früher war die Theologie doch immer sehr auf das Jenseits bezogen.

Rotheneder: Wir machen keine Politik des Vertröstens auf das Jenseits. Unsere barocken Kirchen, ähneln ja auch den virtuellen Welten, die heute derartigen Zulauf haben. Auch die Barockkirche hat den Himmel auf die Erde geholt. Auch sie hat eine Vision aufgebaut von der Sinnlichkeit im Himmel mit bunten Farben, nackten Engeln. Schon da begann das Sinnliche, das Lustvolle Platz zu greifen auf Erden.

INTERVIEW: EDITH KRESTA

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