Klonguru-Treffen in Rom

Der umstrittene Frauenarzt Severino Antinori erörtert Gleichgesinnten, wie er einen Menschen klonen will. Sein Experiment verteidigt er als „letztes Mittel gegen männliche Unfruchtbarkeit“

von WOLFGANG LÖHR

„Ich werden den ersten Menschen klonen“, prophezeite der italienische Frauenarzt Severino Antinori vor einigen Wochen in den USA, und löste damit weltweit eine Welle der Empörung aus. Gestern nun traf sich der italienische Fruchtbarkeitspapst in der römischen Universitätsklinik Umberto Primo mit Forscherkollegen, die ihn in seinem Vorhaben unterstützen wollen.

Ausgerechnet in der Ewigen Stadt verteidigte Antinori seine Vorstöße: „Klonen ist das letzte Mittel in unseren Versuchen, die männliche Unfruchtbarkeit zu besiegen“, sagte er vor zahlreichen Medienvertretern. Zwar gebe es Risiken wie genetische Probleme und Missbildungen. Diese seien aber nicht größer als bei der künstlichen Befruchtung, die vor Jahrzehnten ebenfalls heftig kritisiert worden sei. „Heute nutzen tausende Kliniken unsere Technik.“ Rund „600 Patienten“ hätten sich bereits bei ihm gemeldet, die auf diese Art und Weise ein Kind bekommen möchten. „Irgendein Mittelmeerstaat“ hat dem Dottore angeblich auch schon finanzielle Hilfe für seine Schöpferspiele zugesagt.

Der italienische Sterilitätsexperte ist nicht der Erste, der lauthals verkündete, einen Menschen klonen zu wollen. Da gab es den Amerikaner Richard Seed, der, kurz nachdem 1997 das erste aus einer Körperzelle geschaffene Tier, das Klonschaf Dolly, auf die Welt gekommen war, Geldgeber suchte, um das Gleiche mit einem Menschen zu machen. Und die zur Realian-Sekte gehörende, auf den Bahamas ansässige Firma Clonaid verspricht seit längerem, schon für 200.000 Dollar geklonte Duplikate von Verstorbenen herzustellen.

Angeblich soll es auch bereits einen ersten Klonversuch gegeben haben, in Korea. Forscher von der Kyunghee-Universitätsklinik behaupten, sie hätten einen geklonten menschlichen Embryo erzeugt, ihn aber nach kurzer Zeit vernichtet. Im Unterschied dazu wird das Vorhaben des Italieners ernst genommen. Er habe das notwendige Know-how dazu, heißt es bei den Reproduktionsmedizinern. Unterstützt wird Antinori unter anderem von seinem amerikanischen Kollegen Panos Zavos, der in Lexington, im US-Bundesstaat Kentucky, eine Klinik zur Sterilitätsbehandlung betreibt. Und auch der an der Innsbrucker Universitätsklinik für Frauenheilkunde tätige Professor Karl Immensee gehört zu dem Klonteam des Italieners. Immensee hatte vor Jahren als erster zwei identische Tiere hergestellt. Er kam ins Gerede, weil dieser Versuch nicht wiederholt werden konnte.

Zahlreiche Wissenschaftler kritisieren das Vorhaben. Ian Willmuth, der britische Forscher, der mit Schaf Dolly das erste Tier klonte, warnt: Um ein Tier zu klonen, seien zahlreiche Versuche notwendig. „Endlich hatten wir ein Lamm geklont, das äußerlich perfekt war“, erzählt Willmuth. Dennoch musste es nach wenigen Tagen wegen anhaltender schwerer Atemprobleme eingeschläfert werden. Willmuth: „Was wäre, wenn es sich um ein Kind handelte?“

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