Zwischenbilanz in der Grohner Elite-Fabrik

■ Die ersten Studenten der International University Bremen kommen im September / Finanziell ist noch viel zu tun

Die Panzer sind schon lange weg, trotzdem umgibt das Gelände der Rolandkaserne in Grohn noch ein meterhoher Eisenzaun mit Stacheldraht. Am 3. September fällt hier endgültig der Startschuss für die zivile Nutzung. Dann zieht die Bildungselite der Welt ein in die 16 Seminarräume, die hier für die International University Bremen (IUB) derzeit ausgebaut werden. IUB-Präsident Fritz Schaumann zog am Wochenende Bilanz: „Das Haupthaus mit dem Hörsaal für 160 Leute ist fast fertig. Ebenso die 20 Appartments für Professoren, beziehungsweise Familien, die zu Besuch kommen.“

Bis zum Studienbeginn im Herbst sollen auch die Seminarräume in den ehemaligen Kasernenbauten entstanden und der Campus mit viel Rasen, Bäumen und Rhododendron gestaltet sein. Zum Studium gelassen sind bisher 50 internationale StudentInnen. 100 bis 150 werden fürs erste IUB-Jahr insgesamt erwartet. Genaueres kann Präsident Schaumann nicht sagen, noch ist die Bewerbungsfrist nicht abgelaufen. Doch nach dem Planungsrahmen müssten es mindestens 120 werden. Die Studiengebühren werden künftig rund 30.000 Mark im Jahr betragen; anfangs war mit 20.000 Mark kalkuliert worden. Jährlich sollen so rund zehn Millionen Mark aus Studiengebühren eingenommen werden.

Ob diese Rechnung aufgeht, ist fraglich. Der Präsident schätzt, dass die Hälfte der zukünftigen StudentInnen ein Stipendium beanspruchen wird. So ist das zumindest in der englischen Elite-Schmiede Harvard – und die Bremer International University will dieser in Nichts nachstehen. Aber schon ein kleines Rechenexempel ergibt, dass bei 50 Prozent zahlenden StudentInnen die Einnahmen aus Studiengebühren auch bei steigenden Studierendenzahlen so schnell nicht die anvisierten Einnahme-Millionen erreichen werden.

Die finanzielle Situation der Studenten oder ihrer Eltern sei bei der Bewerbung unerheblich, betont Beate Wolff, Sprecherin der IUB. Ganz aufklären lässt sich so aber nicht was geschieht, wenn über die Hälfte der BewerberInnen finanzielle Unterstützung bräuchte. Schaumann spricht lieber vom überdurchschnittlichen Bildungsniveau seiner BewerberInnen als vom Geld. Für Hochbegabte soll es Stipendien geben. Andere können als studentische Hilfskraft arbeiten. Auch werden Darlehen angeboten. Die Krux beim privaten Kredit aber ist, dass für ausländische StudentInnen die IUB selbst bei der Bank bürgen müsste. „Wir werden mit Bürgschaften sehr vorsichtig sein“, erklärte dazu Fritz Schaumann. Geklärt werden solle jedoch, ob der Bund eventuelle solche Risiken tragen helfe. Die Stadt Bremen hat bislang 230 Millionen Mark zum Startkapital der International University beigesteuert.

Susanne Polig