press-schlag
: Bayern verliert, Kaiser redet, Volk freut sich, Medien höhnen, Bayern gewinnt wieder

Ballaballa mit dem Vollspann

Fast wäre es eine perfekte Woche gewesen. Wunderbar schon der Auftakt am vergangenen Samstag. Ein Feiertag, wie man ihn sich nicht schöner träumen könnte. Bayern verliert in Rostock! Und wie! Dumm nur, dass sich Funklöcher immer dann auftun, wenn der Radioreporter zum Finale ansetzt: „Und jetzt Kahn! Kahn ist im Strafraum! Der Ball ist drin! Aber oöjkgeto, ztklf. .öe-öm.“

Bester Empfang dagegen wieder am darauf folgenden Feiertag, dem Dienstag. Bayern verliert in Lyon! Und wie! Münchner Journalisten, die eigentlich über ein Spiel der Deutschen Eishockey Liga berichten sollten, klemmen sich an die zwei Kopfhörer des einzig verfügbaren Taschenradios und lauschen den wunderbaren Worten von Günter Koch & Co.: „Ansatzlos mit der Brust gestoppt und dann ballaballa mit dem Vollspann.“ Das Spiel auf dem Eis gerät zur Nebensache: Hauptsache, Bayern verliert.

Kein Verein in Deutschland zieht Häme und Schadenfreude so an wie der FC Bayern München. Zu schön ist es, wenn der Überflieger alle Jubeljahre mal wieder auf die Erde zurückgeholt wird. Der Trainer jammert: „Es gab doch in der Woche nur noch ein Thema: Wie kann ich die Mannschaft beschimpfen?“ Dabei hatte doch ein ganz anderer geschimpft: Franz B. aus Kitzbühel. Die Münchner Presse nahm lediglich seine Vorschläge zur weiteren Jobgestaltung der „alten Herren“ auf: zeigte, wie Jeremies als Kfz-Mechaniker aussehen würde, Kahn als Elektriker, Effenberg als Zirkusdirektor, Scholl als Liftboy. Menno, war doch nur Spaß, Herr Hitzfeld!

Lustig ging die Woche weiter: Effenberg redet vor der Presse und Kahn auf der eigenen Homepage über den „wilden Kaiser“, allerdings nicht mit ihm. Besonders Stefan „der Finger“ Effenberg gibt sich finster: „Da gibts nix zu sagen. Wir sind nicht in der Situation, wo wir etwas sagen können, aber wir werden wieder in die Situation kommen, wo wir etwas sagen werden.“ Holla holla, zieh dich bloß warm an, Kaiser! Uli Hoeneß sagt gar nichts mehr. Eine schöne Woche.

Doch dann kam der Samstag – und Cottbus. Vorfreudiges Jubelgegröle im „ran“-Studio, als zur Einstimmung noch mal die Szenen aus Lyon gezeigt werden. Und dann gewinnen die Bayern einfach! Effenberg geht zum Jubeln sogar auf die Knie! Wegen eines Tors gegen Cottbus! Ruckzuck ist die ganze Woche im Eimer. Und gegen Arsenal kann ja auch fast nichts mehr schief gehen. Lustig war’s trotzdem. Dankschön, ihr Bayern. Und: nix für ungut. Wie sagt Effenberg: „Wir sollten alle nicht so empfindlich sein.“ Genau. THOMAS BECKER