Lukrative Geschäfte

Russlands Atomminister soll persönlichen Profit über die nukleare Sicherheit russischer Bürger gestellt haben

BERLIN taz ■ Der Antikorruptionsausschuss der Duma hat schwerwiegende Vorwürfe gegen Russlands Atomminister Jewgeni Adamow erhoben. Nach einer Untersuchung in Zusammenarbeit mit mehreren Behörden und Geheimdiensten kam er zu dem Schluss, der Minister habe sich des Amtsmissbrauches, der Steuerhinterziehung und der Vetternwirtschaft schuldig gemacht.

Adamow hatte ein Kernforschungsinstitut namens Nikiet geleitet, dessen Machenschaften derart geheim sind, dass die Adresse auch im Report des Parlamentsausschusses nur durch eine Postleitzahl gekennzeichnet ist. Ausgehend von diesem Institut sollen nun verschiedene lukrative Firmen entstanden sein: Die Aktiva eines einzigen Unternehmens sollen sich allein 1999 auf über fünf Millionen US-Dollar belaufen haben.

Dieses Geld sollen sich der Minister und seine Frau als Privatunternehmer geteilt haben.

Zugleich sei Adamow Direktor einer US-amerikanischen Firma namens Omeka Ltd. gewesen, die das Nikiet-Institut jährlich mit Computerausrüstungen im Werte von 50.000 Dollar versorgte, heißt es im Report. Omeka soll für Adamow ein Privathaus im Werte von 200.000 Dollar gekauft haben. Nach den Erkenntnissen des Ausschusses hat Adamow auch nach seinem Amtsantritt Einnahmen aus diesen Firmen bezogen, obwohl den Mitgliedern der russischen Regierung kommerzielle Tätigkeit gesetzlich untersagt ist.

Außerdem wird das Nikiet-Institut verdächtigt, die Leitlinien der russischen Regierung zur Verbreitung von Massenvernichtungswaffen in Zusammenarbeit mit dem Iran verletzt zu haben. Und er bestätigt, was die russische Kontrollbehörde Gosatomnadsor dem Minister bereits 1998 vorgeworfen hatte: dass er führende Posten in seinem Ministerium mit ihm persönlich nahe stehenden Leuten besetzte, die in Sachen Atom völlig unqualifiziert sind.

Das Resultat der Untersuchung ist besonders brisant, weil Adamow Atommüll nach Russland importieren und damit für sein Ministerium in den nächsten beiden Jahrzehnten Milliarden von Dollars einstreichen will. Dazu hatte es bereits Verhandlungen mit der US-Energiebehörde gegeben.

Nun muss die Staatsanwaltschaft untersuchen, ob des Ministers Tätigkeit die atomare Sicherheit Russlands zugunsten seines persönlichen Profits bedroht. BARBARA KERNECK