Umzugsstress

■ Katholische Studierende sollen raus aus der Rentzelstraße, wollen aber nicht

Der Geduldsfaden reißt. „Wir sind immer wieder hingehalten worden, jetzt reicht es uns“, sagt Tobias Schommer. Die Studierenden der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) an der Rentzelstraße haben den Eindruck, „dass man uns nicht ernst nimmt“. Man – das ist der Generalvikar des Erzbistums, Franz-Peter Spiza. Der hält an dem Plan fest, die Hochschulgemeinde in die Räume des Franziskanerkollegs an der Sedanstraße umzutopfen. Die KHG will aber an der Rentzelstraße bleiben. „Zur Not muss man uns eben heraustragen“, sagt Maja Witte, wie Schommer eine der SprecherInnen der Katholischen Gemeinde.

Der Konflikt zwischen Gemeinde und Bistum schwelt jetzt schon seit dem vergangenen Sommer (taz berichtete). Die Kirche würde das Haus an der Rentzelstraße gern verkaufen. Interessenten gibt es, auch wenn Erzbistums-Sprecher Manfred Nielen deren Namen noch nicht verraten mag. Vor einem Verkauf müssten die Studierenden allerdings raus. Die sehen dies als Attacke auf ihr Gemeindeleben. „Hier soll eine aktive Gemeinde beschädigt werden“, sagt Witte. Bei Erzbistums-Sprecher Manfred Nielen kommt das ganz anders an: „Der Studentenpfarrer hat mir berichtet, dass es ein konstruktives Miteinander in dieser Frage gibt.“ Mit dem Pfarrer der Gemeinde stehen viele der KHG-Mitglieder allerdings seit langem auf Kriegsfuß.

Erst begründete das Erzbistum ihre Pläne mit fehlendem Geld. Als die Studierenden daraufhin Finanzierungsvorschläge machten, mangelte es plötzlich am Personal. Erzbischof Ludwig Averkamp, dem die Studierenden ihr Anliegen vortrugen „hat uns nur ausgelacht“, sagt Schommer. Nielen kann sich das gar nicht vorstellen: „Ich kenne meinen Erzbischof nur als einen sehr verständigen Mann.“

Bis August soll die KHG das Gebäude räumen, die Gemeindemitglieder weigern sich. „Das läuft auf Konfrontation hinaus“, ist Schommer überzeugt. Es gibt auch Vermutungen, dass die KHG abgestraft werden soll, weil sie beim Katholikentag im Vorjahr der kirchenkritischen Organisation „Wir sind Kirche“ ihre Räume überlassen hat. Witte sagt: „Ich stelle mir Gemeindearbeit an sich so vor, dass sie die Unterstützung von Priester und Bischof hat – aber das ist wohl eine Illusion.“ Peter Ahrens