Möwenkot vom Blech

■ Tourismus fördern heißt auch Schwimmpontons pflegen / Schlachte-Unterhaltung und Weserpromenade im Wirtschaftsföderungsausschuss

Alles Irdische neigt sich, kaum existent, schon wieder seinem Ende zu. Das ist bei der Schlachte nicht anders. Zehn Monate nach der offiziellen Eröffnung der Weserpromenade beschäftigt sich heute der Wirtschaftsförderungsausschuss der Deputation für Wirtschaft und Häfen mit den künftigen Unterhaltungskosten für das prominente Uferbauwerk – durchschnittlich eine Million Mark im Jahr. Dem gegenüber stehen lediglich geschätzte 36.000 Mark an Einnahmen, die die Pächter der Schiffsanleger jährlich an das Hafenamt der Hansestadt Bremen bezahlen.

Dieses soll sich in Zukunft darum kümmern, dass kein Übernachtungswilliger vom Ponton falle oder Unkraut auf der Schlachte-Böschung einen irreparablen Imageschaden herbeiführt. Tourismusförderung heißt auch, Möwenkot vom Blech zu kratzen. Neben der jährlichen „Pontonschau“ fällt insbesondere die jedes Jahrfünft fällige Dockung ins Gewicht: Dann kommen die schwimmenden Teile der Anleger aufs Trockene, Werftkosten 270 Mark pro Quadratmeter. Zur Unterhaltung von Elektrik, Wasserversorgung und „Uferdeckwerk“ kommen noch Baggerarbeiten nebst Tiefenpeilungen in der Weser.

Knapp sechs Millionen Mark sollen diese Arbeiten im Zeitraum bis 2006 kosten. Genau 721.100 Mark aus dem Dienstleistungsfonds des Wirtschaftsaktionsprogramms (WAP) sind dieses Jahr nötig. Dass die Verpachtung der Schiffsanleger bei der Finanzierung der Schlachte-Unterhaltung nur so gering zu Buche schlägt, scheint im Wirtschaftsressort niemanden zu schocken: Bei den – an der Länge der Schiffe orientierten – Pachteinnahmen sei es nie darum gegangen, Gewinne zu erzielen, heißt es. Und kommerziell betriebene, lange Schiffe wie die Pfannkuchen-Fregatte liegen bekanntermaßen erst wenige vor Anker.

Weil der Senator für Wirtschaft und Häfen die maritime – und touristische – Entwicklung der Schlachte trotzdem optimistisch betrachtet, hat er gleich noch eine Vorlage für den Wirtschaftsförderungsausschuss schreiben lassen: Es geht um die, von der Baudeputation bereits abgesegnete, Umgestaltung der „Unteren Weserpromenade – Tiefer/Osterdeich“. In einem ers-ten Bauabschnitt soll bis 2002 die Strecke von der unteren Schlachte bis zum Schiffsdenkmal ein neues Gesicht bekommen. Der Uferweg soll verbreitert, ein Schiffsanliegeplatz zurückgebaut und der Steg des „alten“ Martinianlegers umgebaut werden. Der Abschnitt soll zudem das gleiche bauliche Design bekommen wie die Untere Schlachte.

Das Face-Lifting am Weserufer ist mit rund 6,84 Millionen Mark veranschlagt worden – 550.000 Mark mehr als ursprünglich geplant, da der Posten „öffentliche Beleuchtung und elektrische Ausstattung des Anlegers“ offenbar außer Acht blieb. Die Hälfte der Gesamtkosten soll die Stiftung Wohnliche Stadt tragen; der Wirtschaftsförderungsausschuss beschließt morgen darüber, ob er das restliche Geld (3,42 Millionen Mark) bereitstellt – ebenfalls aus dem WAP-Dienstleistungsfonds . Lerne: Der Kampf um höhere Übernachtungszahlen hört nicht an der Wilhelm-Kaisen-Brücke auf. hase