„Fallmanager“ sollen Sozi sparen helfen

■ Vom Sommer arbeiten die Verwalter der Sozialhilfe „ergebnisorientiert“: 1.000 Fälle sollen pro Jahr vom „Fallmanager“ aus der Kartei rausgemanagt werden. Ein „Paradigmenwechsel“

Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger sollen in Bremen verstärkt „aktiviert werden“, sagt die Senatorin für Arbeit und Soziales. Hilfebezieher sollen rein in den Arbeitsmarkt. Gleichzeitig wird der „Posten Sozialhilfe“ im Haushalt des Ressorts jährlich um die Summe gekürzt, die 1.000 Sozialhilfeempfänger bekämen. Das ist das Ziel, ein „Paradigmenwechsel“ zeigt den Weg dorthin.

Arnold Knigge, Staatsrat im Ressort für Arbeit und Soziales, stellte am Montagabend auf Einladung des Verbandes Bremer Beschäftigungsträger erstmals vor einer Fachöffentlichkeit die anstehende Reform der Sozialhilfevergabe und der Arbeitsförderung vor. Rund hundert Sozial -und Arbeitshelfer – vor allem Sozialhilfe- und Arbeitslosenberater und Arbeitsvermittler – reagierten darauf skeptisch bis empört. Denn für sie ist klar: Im Schlepptau der Umstrukturierung soll aussortiert werden. Menschen, die derzeit noch Anspruch auf Sozialhilfe haben, würden im schlimmsten Fall in schlecht bezahlte Arbeit gedrängt.

Staatsrat Knigge ist der Architekt der Reform. Er will, dass die Umsetzung der arbeitsmarktpolitischen Programme in Zukunft aus einer Hand kommt. Die Werkstatt Bremen, bisher zuständig für die Vermittlung von Sozialhilfeempfängern, soll dafür mit Teilen des Arbeitsressorts verschmolzen und in eine GmbH überführt werden. Für das Arbeitsamt und die Beschäftigungsträger gibt es dann nur noch einen Ansprechpartner. Neu auf der Bühne der Instanzen werden ab Herbst auch zwölf Bremer Sozialzentren sein. Sie sollen Sozialhilfeempfänger vor Ort „ergebnisorientiert“ beraten: Jeder, der Sozialhilfe in Anspruch nehmen will, muss sich künftig an einen dort arbeitenden „Fallmanager“ wenden. Der soll jeden Fall „ergebnisorientiert“ beraten.

Der „Paradigmenwechsel“ wird sich nicht nur in der Struktur der Beratung, sondern auch bei den Bedingungen des Sozialhilfebezuges konkret auswirken: „Nicht sofort in den Leistungsbezug eintreten“ heißt es auf der entsprechenden Folie und das bedeutet: Wer als vermittelbar gilt, muss erst mal auf ein Angebot reagieren, das der „Fallmanager“ bei der Arbeit GmbH einholt und das die GmbH bei den Beschäftigungsträgern abfragt.

„Sie setzen die Schwelle, um Sozialhilfe zu bekommen, sehr hoch“, empörte sich eine Mitarbeiterin der Werkstatt Bremen. „Am Ende bitten die Jugendlichen oder die Alleinerziehenden ihre Verwandten um Hilfe. Dann haben sie das Problem erfolgreich ins Private verlagert.“

Knigge versichert, es gehe nicht um einen Ausbau repressiver Maßnahmen – die Grundannahmen des „Paradigmenwechsels“, der zu 1.000 Sozialhilfefällen weniger pro Jahr führen soll, werden dennoch vom Publikum auseinander genommen. Eine Mitarbeiterin der Arbeitslosenberatung AGAB macht ihrem Ärger Luft: „Was Sie hier vortragen, entspricht nicht meinem Menschenbild. Die Leute sind doch nicht inaktiv. Sie verbreiten hier Illusionen, was die Möglichkeiten der Vermittlung angeht.“ Ein Vertreter eines Beschäftigungsträgers macht es kurz: „Es muss erst mal einen Arbeitsmarkt geben, in den man Leute vermitteln kann.“

Verträge sollen künftig bewirken, dass Hilfeempfänger ihr Soll erfüllen – wenn nicht, droht ihnen Sozialhilfekürzung um maximal 25 Prozent. Auch zwischen den Sozialzentren und dem Amt für soziale Dienste sollen Verträge festschreiben, wie hoch der Etat eines Sozialzentrums liegt und wie hoch demnach die Vermittlungsquote für die Fallmanager zu sein hat: Rechnerisch sind es pro Monat und Sozialzentrum sieben „gemanagte Fälle“.

Da kamen selbst dem Direktor des Arbeitsamtes Christian Hawel leichte Zweifel: „Man muss aber die Menschen auch als Menschen sehen“, gab er zu bedenken. hey