love parade
: Einfaches Mittel, große Wirkung

Die wiederkehrende Diskussion um die Love Parade ist dieses Jahr um eine Pointe reicher geworden: Ein Häuflein Paradengegner hat große Wirkung erzielt. Eine einfache Anmeldung einer Demonstration auf der Route reicht, die Veranstalter in Schwierigkeiten zu bringen. Wer zuerst kommt, demonstriert zuerst. So sieht es das Versammlungsrecht vor. Aber das ist, wie andere Großveranstaltungen gezeigt haben, Auslegungssache. Zu Recht. Denn macht das Beispiel Schule, könnte jeder Großereignisse blockieren.

KOMMENTAR von RICHARD ROTHER

Umso bedauerlicher ist es, dass sogar eifrige Befürworter der Love Parade am 14. Juli, wie Wirtschaftsenator Wolfgang Branoner (CDU), auf Distanz gehen und einen Ausweichtermin vorschlagen. Man muss kein Freund lauter Musik sein – die sommerlichen Großveranstaltungen sind ein Markenzeichen der Stadt.

Die Love Parade kann man natürlich kaum als politische Demonstration bezeichnen. In der Tat geht es um ein Millionengeschäft. Aber seit wann ist es im Kapitalismus verboten, Gewinne einzuheimsen? Dass der Tiergarten unter dem Müll und Urin der Raver zu leiden hat, ist allerdings misslich.

Deshalb ein Vorschlag zur Güte: Die Schäden werden hinterher beseitigt – in unbürokratischer Zusammenarbeit von Stadt und Veranstaltern. Und die paar Dutzend Gegner demonstrieren am Brandenburger Tor zeitgleich gegen das Event. Wenn die die Techno-Gegner nicht beruhigen, dann sollte die Zukunft für mehr Gelassenheit sorgen: In ein paar Jahren hat sich die Love Parade ohnehin totgelaufen, weil keiner mehr kommt.

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