„Will mit Juden nichts zu tun haben“

Münchner Gastronom hatte Veranstaltung mit Rabin-Enkelin kurzerhand abgesagt – Staatsanwaltschaft ermittelt

NÜRNBERG taz ■ „In letzter Zeit lassen Antisemiten immer ungehemmter ihrer Judenfeindschaft freien Lauf.“ Charlotte Knobloch, Vizepräsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, ist empört. Sie fordert die Bestrafung eines Münchner Gastwirts, der eine Wohltätigkeitsveranstaltung mit der Enkelin des 1995 ermordeten israelischen Ministerpräsidenten Jitzhak Rabin, Noa Ben Artzi-Pelossof, kurzerhand abgesagt hatte. „Mit jüdischen Leuten will ich nichts zu tun haben“, soll der Gastronom Rudolf Fischer gesagt haben. In seinem Nachtlokal „Y Julieta“ am Beethovenplatz sollte eine Veranstaltung zugunsten israelischer Kinder stattfinden.

Die Organisation „Keren Hayesod“ hatte dazu die Rabin-Enkelin eingeladen. Schon im Dezember hatte Dana Leshem von „Keren Hayesod“ bei Rudolf Fischer angefragt und eine Zusage erhalten. Als sie drei Tage vor der Veranstaltung die Details mit dem Wirt besprechen wollte, wollte Fischer von seiner Zusage nichts mehr wissen. „Dieses Mädchen kommt doch aus Israel, eher kommt mir die DVU ins Haus“, hörte Dana Leshem. Der Wirt allerdings will etwas anderes gesagt haben: „Ich will keine politische Veranstaltung, am Ende habe ich noch den Herrn Frey von der DVU im Haus“, diktierte er zu seiner Verteidigung einer Reporterin der Süddeutschen Zeitung in den Notizblock.

Die Verteidigung hat Fischer auch nötig, denn die Staatsanwaltschaft leitete Vorermittlungen wegen des Verdachts auf Volksverhetzung ein. Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) kündigte ebenfalls eine Untersuchung an. „Wenn die Vorwürfe stimmen, ist das den Juden in München, dem Staat Israel und der Familie Rabin gegenüber eine beispiellose Taktlosigkeit“, betonte Ude. Noa Ben Artzi-Pelossof wertete den „schockierenden und sehr unangenehmen Vorfall“ beschwichtigend als „die Tat eines Einzelnen“. Davon aber gibt es für Charlotte Knobloch schon zu viele in Deutschland: „Hier geht es nicht mehr um einen Einzelfall.“ BSI