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Bürgerkrieg in Sri Lanka

„Ich stehe für eine Verhandlungslösung des bewaffneten Konflikts jenseits eines separaten Tamilenstaates“, sagte Sri Lankas Präsidentin Chandrika Bandaranaike Kumaratunga gestern in Berlin. Sie besucht zurzeit Deutschland, Sri Lankas viertgrößten Handelspartner. Auf die Frage der taz, wie Deutschland bei der Lösung des Tamilen-Konflikts helfen könne, forderte sie dazu auf, nicht zuzulassen, dass die LTTE hier Geld für Waffen sammele. Ein Außenamtssprecher sagte der taz, die Bundesregierung werde das Anliegen erörtern.

Kumaratunga verwahrte sich gegen den Vorwurf, ihre Regierung sei kriegstreibend. Sie lobte die Friedensdienste der Regierung Norwegens. Oslo sei aber kein Vermittler, sondern nur ein Gehilfe. Der Konflikt zwischen Tamilen und Sinhalesen, die 70 Prozent der Bevölkerung stellen, eskalierte, nachdem Kumaratungas Vater Solomon Bandaranaike 1956 Premier geworden war. Sinhalesisch wurde zur offiziellen Sprache erklärt. In den 70er-Jahren schränkte Sirimavo Bandaranaike, die Frau Solomons und Mutter der heutigen Präsidentin, die Studienmöglichkeiten für Tamilen ein. Es kam zum bewaffneten Kampf der LTTE für einen unabhängigen Staat. Den 15.000 KämpferInnen der Tamil Tigers stehen heute 150.000 Soldaten gegenüber; die Auseinandersetzungen forderten 65.000 Tote. Die seit 1994 amtierende Kumaratunga setzte nach gescheiterten Friedensverhandlungen stärker auf eine militärische Lösung. Trotzdem ist die Wiederaufnahme von Gesprächen nicht auszuschließen. Seit den 80er-Jahren flohen eine halbe Million Tamilen nach Europa und Nordamerika. W.K./HAN