Artenreiche Pläne

■ Einer A 20 westlich um Hamburg herum liegt viel Natur im Weg Von Gernot Knödler

Vor dem europäischen Schutzgebietsnetz Natura 2000 gibt es für PlanerInnen im Großraum Hamburg kein Entrinnen. Das wird besonders bei den Planungen für die Autobahn A 20 deutlich, die jetzt vom schleswig-holsteinischen Verkehrsministerium erläutert worden ist. Als Fortsetzung der Ostsee-Autobahn soll sie von Lübeck aus westlich um Hamburg herum zur A 1 südlich der Elbe führen. Am Wegesrand liegt ein gutes Dutzend FFH- und EU-Vogelschutz-Gebiete, die schon den PlanerInnen der Airbus-Erweiterung im Mühlenberger Loch soviel Kopfzerbrechen bereiten.

Laut Verkehrsminister Bernd Rohwer ist die A 20 für Schleswig-Holstein das „zurzeit wichtigste Straßenbauprojekt“. Sie solle das Land mit den baltischen Ländern verbinden, eine Ost-West-Verbindung im südlichen Landesteil schaffen, Lübeck und andere Ortschaften entlasten und dem Engpass Hamburg den Stachel nehmen. Außerdem sei „eine Verkehrsanbindung über die Straße auch heute noch einer der wichtigsten Standortfaktoren“, so der Minister.

Eine Projektgruppe grübelt deshalb seit geraumer Zeit darüber nach, wo die Autobahn entlang führen könnte. Bis Bad Segeberg steht der Plan fest. Westlich davon spaltet er sich in eine Vielzahl von Korridoren: Nördlich oder südlich von Hartenholm und Bad Bramstedt, dann weiter in einem großen Bogen zur Elbe bei Glückstadt, in einem kleinen bei Seestermühe oder in einem Hamburg-nahen bei Hetlingen. Vom einen zur anderen dieser großen Bögen könnte an verschiedenen Stellen noch gewechselt werden, etwa über die A 7 oder die A 23, alternativ auch zwischen Barmstedt und Kaltenkirchen oder Elmshorn und Hetlingen.

Mit dem größten ökologischen Problem, der Gefährdung der international bedeutenden Feuchtgebiete an der Elbe, sind alle drei Bögen konfrontiert, bei Glückstadt kommt auf niedersächsischer Seite eine Siedlung hinzu. Das bedeutet, dass Tunnel gebaut werden müssen und zwar nicht in ihrer theoretisch möglichen kürzesten Variante von etwa 3000 Metern Länge, sondern ungefähr 5000 Meter lang.

Wegen der enormen Kosten, die hierdurch entstehen, sollen die Tunnel zum Teil privat finanziert werden. Der Profit für die Investoren ergäbe sich aus dem Recht, mehrere Jahrzehnte lang eine Maut für die Durchfahrt erheben zu dürfen. Der Hamburger Elbtunnel, so versicherte Rohwer, bliebe jedenfalls weiterhin kostenfrei.

Der Zuschuss des Bundes zum neuen Tunnel könnte umso geringer ausfallen, je dichter die A 20 an Hamburg vorbei führte, weil dort der meiste Verkehr zu erwarten ist. Das heißt allerdings nicht, dass diese Lösung kommen wird, denn bei Hetlingen, Pinneberg und Quickborn sind auch die Konflikte besonders groß. Überdies bevorzugen Niedersachsen und Schleswig-Holstein die Glückstadt-Variante. Anfang 2002 wollen die beiden Kabinette ihren gemeinsamen Linienwunsch beschließen.