„Zu Hause hatte ich eine eigene Firma“

Abdul A.*, 29, ist aus Burkina Faso geflohen, Hals über Kopf, so dass er keinen Pass mitnehmen konnte. Sein Asylantrag wurde abgelehnt, der fehlende Pass verhindert aber bisher die Abschiebung. Für die Ausländerbehörde ist das ein „von Ihnen zu vertretender Grund“, deshalb bekommt Abdul A. keine Arbeitserlaubnis.

Ich bin von Beruf Unternehmer. In meiner Heimat hatte ich eine Firma für Innenausbau mit sieben Angestellten. Wir hatten gut zu tun, und ich habe gut verdient, hatte Haus, Grundstück, Auto und ein Motorrad, eine Yamaha.

Was ich hier in Hamburg arbeite, wäre mir egal, Hauptsache arbeiten. Ich hatte mir schon eine Stelle gesucht, als Reinigungskraft in einem Toom-Markt. Das wären zwar nur zwei Stunden am Tag gewesen – mehr darf ich ja nicht – aber immerhin: Ich hätte etwas zu tun gehabt, hätte selbst mein Geld verdient. Auch wenn es nicht viel mehr wäre als jetzt die Sozialhilfe – ich will keine Almosen. In meiner Heimat erhalten nur die Kranken Almosen, Leute, die keine Beine mehr haben oder so. Nach der Moschee habe ich denen auch immer was gegeben. Ich bin doch jung und gesund, ich will etwas machen.

So laufe ich den ganzen Tag durch die Stadt, grüble viel, wie es wohl meinem Sohn zu Hause geht, wie alles werden soll. Im meinem Zimmer in der Flüchtlingsunterkunft halte ich mich nur selten auf, dort ist es eng und laut, wir schlafen zu siebt in einem Raum. Oft habe ich starke Kopfschmerzen, aber der Arzt kann nichts finden. Ich wollte einen Deutschkurs machen, aber die günstigen waren alle ausgebucht, und die teuren kann ich mir nicht leisten. Manchmal rufe ich zu Hause an. Aber ich erzähle meiner Familie nichts über meine Lage hier, um sie nicht zu beunruhigen.

Mit den Hamburgern habe ich unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Es gibt freundliche Leute, die Flüchtlinge unterstützen oder auch mal in der U-Bahn ein Wort wechseln. Und dann hast du die Situation, dass der ganze Waggon voll ist, aber die Leute stehen lieber, als dass sie sich neben dich setzen. Oder du merkst, sie reden schlecht über dich, aber du verstehst nicht, was sie genau sagen. Klar tut das weh. Aber ich denke, es ist nicht die Schuld der Leute. Wenn sogar die Regierung uns aus dem Land haben will, wie sollen da die normalen Bürger freundlich sein?

Protokoll: Heike Dierbach

* Name von Redaktion geändert