In den Klauen

Maul- und Klauenseuche: Steakhäuser bangen, Streichelgehege sind zu, Senatorin appelliert

Krisenstäbe, eingeschränkte Zoobesuche, Desinfektionsmatten an Flughäfen und Frankreichreisen ohne Leckereien als Souvenirs: Seitdem die Maul- und Klauenseuche (MKS) das europäische Festland erreicht hat, nehmen die Vorsichtsmaßnahmen auch in Berlin zu.

Die Senatsverwaltung für Soziales hat mit dem Institut für Lebensmittel, Arzneimittel und Tierseuchen und den Veterinärämtern einen Notfallplan für das Auftreten eines Verdachtsfalles in einer der etwa 40 Rinder- und Schweinehaltungen sowie der etwa 12 Schaf- und Ziegenhaltungen besprochen. Gesundheitssenatorin Gabriele Schöttler (SPD) wandte sich „in einem dringenden Appell“ an die Bevölkerung, die Schutzmaßnahmen „sehr genau“ zu beachten. Berliner, die von Reisen aus von der Seuche betroffenen Ländern zurückkommen, sollten keine Lebensmittel mitbringen und auf Besuche von Zoos und Tierparks verzichten.

Dort zeigt man sich jedoch gelassen. Im Zoologischen Garten, wo bereits seit zwei Wochen das Schweine- und Antilopenhaus und der Tierkinderzoo gesperrt sind, sagte eine Mitarbeiterin: „Man fragt doch an der Kasse nicht, von wo die Besucher kommen!“ Im Tierpark Friedrichsfelde wurde gestern auf Empfehlung der Amtstierärztin zwar das Streichelgehege geschlossen und der Futterautomat geleert. Doch an das Auslegen von Fußmatten denkt man nicht. „Das dient eher der Beruhigung des eigenen Gewissens“, hieß es.

Andernorts geht man in die Offensive. So müssen ab heute Besucher des Kinderbauernhofs im Görlitzer Park beim Betreten und Verlassen des Geländes über Desinfektionsmatten laufen. Hinweisschilder und rotweiße Absperrbänder vor den Gehegen der Sau „Eva“, der acht Schafe und fünf Ziegen sollen zudem verhindern, dass die Tiere gestreichelt oder gefüttert werden.

Nachdem auch in Argentinien, dem viertgrößten Rindfleischproduzenten der Welt, der erste MKS-Fall aufgetreten ist, sehen viele Steakhausbetreiber schwarz. Kaum hatten die Kunden angesichts von BSE verstärkt Vertrauen in das als sicher geltende Fleisch gefasst, ereilt sie nun mit dem von der EU verhängten Importstopp der nächste Schlag. Glück im Unglück hat der Kaufhof am Alex. Dort reichen die Lagerbestände, um wie geplant bis Ende März als „Angebot des Monats“ argentinisches Rindsteak für knapp 10 Mark das Kilo anzubieten.B. BOLLWAHN DE PAEZ CASANOVA