Tetovo umkämpft

Gefechte zwischen albanischen Rebellen und makedonischen Einheiten machen vor deutscher Kaserne nicht halt. Rebellen drohen mit Ausweitung

BERLIN/TETOVO taz/afp ■ Bei heftigen Gefechten zwischen albanischen Rebellen und makedonischen Sondereinheiten um die Stadt Tetovo sind auch deutsche KFOR-Soldaten in die Schusslinie geraten. Bei Burg Berg wurde eine Kaserne beschossen. Das deutsche KFOR-Kontingent teilt sich das Kasernengelände mit makedonischen Streitkräften. Verteidigungsminister Scharping sagte, dass die Bundeswehr aus dem Kosovo Leopard-Panzer verlegen werde. „Wir lassen uns von niemandem auf der Nase herumtanzen, auch nicht von albanischen Terroristen“, so Scharping. Bei den Schießereien wurde ein Bundeswehrsoldat durch Glassplitter leicht verletzt.

Außenminister Joschka Fischer, der gestern in der makedonischen Hauptstadt Skopje eintraf, wollte noch am Abend die Bundeswehrsoldaten besuchen. Generalinspekteur Kujat trifft heute in der zweitgrößten Stadt Makedoniens ein. Das deutsche KFOR-Kontingent organisiert von Tetovo aus den Nachschub für die Soldaten im Kosovo.

Die Kämpfe zwischen albanischen Rebellen und makedonischen Soldaten weiteten sich gestern erheblich aus. Albaner feuerten Granaten auf die Innenstadt Tetovos. Fünf Zivilisten wurden verletzt. Makedonische Einheiten versuchten, die Rebellen aus ihren Stellungen auf einem Hügel oberhalb der Stadt zu vertreiben. Eine Rakete traf eine Stromleitung, sechs Dörfer waren ohne Strom, die Fernsehübertragung war unterbrochen. Die meisten Geschäfte und alle Schulen waren geschlossen.

Albanische Rebellen drohten, die Kämpfe um Tetovo seien „nur eine Warnung an die Regierung“ in Skopje. Sie könnten „alles in Brand stecken“. Die Kämpfe würden so lange weitergehen, bis die Regierung die albanischen Interessen verstehe.

Makedoniens Parlament trat am Nachmittag zu einer Krisensitzung zusammen. Regierungschef Ljubko Georgiewski bat Griechenlands Staatschef Kostas Simitis, sich für die Nato-Präsenz im Kosovo einzusetzen. Nato-Generalsekretär George Robertson sagte in Athen, die Nato nehme die Lage in Makedonien ernst, habe aber kein Mandat für ein direktes Eingreifen.

Ibrahim Rugova, Chef der gemäßigten kosovoalbanischen LDK, warf der makedonischen Regierung vor, die Probleme zu lange ignoriert zu haben. „Damit die Gewalt aufhört, muss die Regierung die Forderungen der Albaner hören, damit nicht die Radikalen Oberwasser bekommen“, sagte er in Berlin. Als Hauptanliegen der Albaner nannte er Verfassungsänderungen, die offizielle Anerkennnung der albanischen Sprache sowie Integration in die Verwaltung. CA, SF

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