Hilfe gegen Tristesse

■ Die „Brücke der Hoffnung“ und ihr vorerst letztes Projekt: In der Nähe von Tuzla entsteht eine Entbindungsstation

Der Balkan hat gerade andere Sorgen. Größere als den Wiederaufbau in Bosnien. Nicht zuletzt weil die Aufmerksamkeit der Medien für diesen Teil des ehemaligen Jugoslawiens nachgelassen hat – und damit auch die Spendenbereitschaft –, startet der Bremer Verein „Brücke der Hoffnung“ jetzt sein voraussichtlich letztes Hilfsprojekt: In Zivinice nahe der Kantonsstadt Tuzla in Zentralbosnien soll für 45.000 Mark eine Entbindungsstation entstehen.

Es gibt dort eine Poliklinik, so Ismet Hodzic von der bosnischen Gemeinde in Bremen, der am Samstag den Scheck entgegennahm. Die allerdings sei in einem katastrophalen Zustand. „Die Fußböden sind aufgerissen, die Betten verrostet, die Matratzen durchgelegen“, bestätigt die langjährige Vorsitzende der „Brücke“, Andrea Frohmader, den Bericht von den beklagenswerten Verhältnissen vor Ort. Dabei versorgt das Krankenhaus rund 100.000 Menschen in seiner Umgebung: Zivinice ist der Ort mit den meisten inländischen Flüchtlingen. Hier sind nach ihrer Flucht aus Srebrenica allein 20.000 Vertriebene – größtenteils Frauen – auf dem zu Tuzla gehörigen Flughafen der Kleinstadt gelandet. Fast drei Viertel der Einwohner von Zivinice sind noch heute arbeitslos – eine Holzfabrik ist die einzige Arbeitgeberin am Ort.

Es sind diese Umstände, und nicht nur die Zerstörungen durch den Krieg, die dort, so die Bundesausländerbeauftragte und Mitgründerin der „Brücke der Hoffnung“, Marieluise Beck, für „unbeschreibliche Tristesse“ sorgen. Hans Koschnick, Bremens Ex-Bürgermeister und Schirmherr des Krankenhaus-Projektes, formuliert es noch drastischer: „Es gibt Leute dort, die sagen, im Krieg sei es einfacher gewesen. Alle waren in der gleichen Situation.“ Inzwischen seien viele völlig verarmt, sie müssen mehr oder weniger allein mit dem fertig werden, was sie gesehen und erlebt haben, beschreibt Koschnick die Lage.

Für Marieluise Beck ist es daher entscheidend, dass „Punkte entstehen, an denen die Leute wieder Hoffnung schöpfen.“ Das könne ein Frauenzentrum sein, ein Café oder eben eine Klinik, in der die Frauen in angenehmer Umgebung gebären. Mit der Unterstützung der Gebärstation schließt sich für sie ein Kreis: Die „Brücke“ ist hervorgegangen aus der Initiative „Frauen helfen Frauen“ durch „gestandene Bremerinnen“, so Beck.

Durch Kontakte der bosnischen Gemeinde in Bremen sei man mit den Aktivitäten der „Brücke der Hoffnung“ in einer Region gelandet, in der die „Feindschaft zwischen Serben, Kroaten und Bosniern immer geringer war als anderswo“, so Koschnik. Auch wenn die politischen Verhältnisse vor Ort in die richtige Richtung wiesen: ganz abreißen will man die Brücke nicht. „Wir lassen die Tür offen“, sagt Beck. Auch wenn die Spenden zur Zeit nur tröpfeln. hey

Weitere Spenden für die Entbindungstation bei der Sparkasse Bremen, Kontonummer 11 86 618