Roth ohne Fortune

In Frankfurt hat die CDU-Oberbürgermeisterin Petra Roth zwar die Wahlen gewonnen, doch möglicherweise ist ein 2. Wahlgang notwendig

FRANKFURT/MAIN taz ■ Bei den hessischen Kommunalwahlen zeichnete sich in Frankfurt gestern eine kleine Überraschung ab: Anders als prognostiziert fuhr die bisherige Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU) keinen Erdrutschsieg ein. Möglicherweise muss sie sogar in einer Stichwahl gegen ihren sozialdemokratischen Herausforderer antreten.

Im gestrigen ersten Wahlgang lag Roth am Abend mit etwa 47 Prozent deutlich unter der 50-Prozent-Marke. Roth würde ihre zweite sechsjährige Amtszeit am Main erst nach einem neuen Wahlgang antreten können. Alle Umfragen hatten ihr zuvor einen weitaus höheren Stimmenanteil von bis zu 63 Prozent vorausgesagt. Selbstbewusst hatte sie nur mit ihrem Konterfei, zuletzt im kleinen Schwarzen mit Perlenkette, und ihrer Unterschrift für sich geworben. Auf den Schriftzug „CDU“ verzichtete sie ganz. Der Schwarzgeldskandal spielte am Main offenbar dennoch die Rolle eines Dämpfers. Auch der Stadtverband der Christdemokraten hatte mit neun Millionen Mark von den Schweizer Konten profitiert. Im Fahrwasser der populären Rathauschefin lag die CDU als stärkste Fraktion im Rathaus Römer bei 41 Prozent.

Roths Herausforderer, der SPD-Mann Joachim Vandreike (53), lag nach ersten Hochrechnungen bei rund 37 Prozent, besser als erwartet. Er hatte allerdings kaum eine Chance gegen die 56-jährige gelernte Arzthelferin. Zu zerstritten waren die Sozialdemokraten in den letzten Jahren gewesen, zu wenig profiliert, zu blass auch ihr Kandidat.

Die grüne Schuldezernentin Jutta Ebeling holte 9,1, die FDP nur 1,7 Prozent, weniger als die PDS. Auch die „Republikaner“ werden nach dem neuen Wahlrecht mit 2,1 Prozent wieder im Stadtparlament vertreten sein. Die Wahlbeteiligung lag mit 48,2 Prozent sehr niedrig.

Ob Roth, der die SPD 2000 wegen der Spendenaffäre das Kooperationsbündnis aufkündigte, künftig über Mehrheiten im Römer verfügen wird, ist fraglich. Die letzte Infratest-Umfrage sah die CDU bei 42, FDP 5, SPD 30, Grüne 15 Prozent. Die Stimmenauszählung für die Stadt- und Gemeindeparlamente beginnt heute Nachmittag. Mit einem Ergebnis wird auch in Frankfurt nicht vor Ende der Woche gerechnet. HEIDE PLATEN