Makedonien macht mobil

Die Regierung beruft Reservisten zur Bekämpfung der albanischen Rebellen ein. Die UÇK ruft ihre Anhänger an die Waffen. Die Kämpfe bei Tetovo gehen weiter. Joschka Fischer bietet Skopje Hilfe an

BERLIN dpa/afp ■ Die makedonische Regierung hat am Sonntag mit der Mobilisierung der Armeereservisten begonnen. Dies sei wegen der Angriffe „albanischer Terroristen“ um Tetovo notwendig geworden, sagte Armeesprecher Georgi Trendafilov. Angeblich wurde die Armee gestern Abend bereits im Norden des Landes eingesetzt. In der Region Tetovo wurde gleichzeitig Ausgehverbot verhängt.

Das Parlament in Skopje hatte in der Nacht zum Sonntag auch mit den Stimmen der albanischen Abgeordneten eine Erklärung zur Friedenssicherung verabschiedet, die „angemessene Maßnahmen“ zur Beendigung der Kämpfe ankündigte.

In der makedonischen Hauptstadt Skopje demonstrierten gestern rund 10.000 Menschen gegen den „Terrorismus“ der Albaner. Sie verlangten von der Regierung, Waffen zu verteilen. Präsident Boris Trajkovski forderte die Demonstranten auf, nach Hause zu gehen und mit den Albanern Seite an Seite zu leben.

Tetovo in Nordmakedonien wird seit sechs Tagen von albanischen Rebellen der „Nationalen Befreiungsarmee des Kosovo“ (UÇK) beschossen. Die UÇK rief gestern alle albanischen Männer Makedoniens auf, sich ihrem Aufstand gegen die als Unterdrückung empfundene Behandlung durch die makedonische Bevölkerungsmehrheit anzuschließen. „Wir sind im Stande, ganz Makedonien in Brand zu stecken“, sagte ein UÇK-Anführer.

Sowohl die Kosovo-Friedenstruppe KFOR, die in Tetovo zur Nachschubsicherung Richtung Kosovo untergebracht ist, als auch Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping, dessen Leute diese Aufgabe dort erledigen, erklärten gestern, dass die KFOR-Soldaten ihr Recht auf Notwehr auch mit Waffengewalt wahrnehmen würden, wenn es nötig würde. Der Großteil des Bundeswehrkontingents war jedoch am Wochenende schon weiter ins Landesinnere verlegt worden. Außenminister Joschka Fischer sagte der Regierung in Skopje gestern die Unterstützung der Bundesregierung bei der Bekämpfung extremistischer Gewalt zu. Wie diese Hilfe aussehen wird, sagte er nicht.

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