Oh, wie schön ist Panama...

■ ... und Amerika erst: Moon Unit Zappa, Tochter des Berühmten, stellt im Mojo-Club ihr streckenweise schleppendes Romandebüt „America the Beautiful“ vor

Man muss Moon Unit Zappas Debütroman America the Beautiful eigentlich nicht gelesen haben, um über ihn zu schreiben. Die Tochter einer legendären Rock-Ikone. Ein großer, programmatischer Titel. Ein Aufmerksamkeit heischender, komischer Name. Das alles sollte reichen, um berühmt zu werden.

Moon Unit Zappa, 1967 in New York geboren, hatte ihren ersten Radio-Hit (Valley Girl) mit 14 und versucht sich seitdem als Schauspielerin, Tänzerin und Sängerin. Ihr Roman ist dennoch nur zu „17,2 Prozent autobiographisch“, sagt sie, um damit allzu voreiligen Kurzschlüssen und übereifrigen Frank-Zappa-Apologeten zuvorzukommen.

Zwar muss sich die Protagonistin America Throne, auch kurz Mer genannt, auch mit ihrem künstlerischen Übervater, dem Maler Boris Throne, auseinandersetzen, doch Kunst und Musik spielen eine untergeordnete Rolle. In der Hauptsache ist America the Beautiful ein Roman über Herz- und Trennungsschmerz in voller, ungekürzter Länge: Mer wird von ihrem Freund Jasper Knall auf Fall verlassen – per Fax. Für sie bricht eine Welt zusammen... und so weiter, man kennt das ja. Mutter und Freundin unterstützen (und nerven) sie mit allerlei guten Ratschlägen; es folgen ein Besuch bei der Hellseherin, eine ausführliche Feng-Shui-Beratung, eine Psychotherapie, ein Chai-Tee, ein üppiger One-Night-Stand... und so weiter.

Zappa füllt das Buch mit exzessiven Telefonodysseen, Anrufbeantwortermonologen und Frust- und Hoffnungsselbstgesprächen. Leider geht dadurch der Schwung ihrer ansonsten lockeren und amüsanten Erzählung gelegentlich verloren. Auch wer von dem wirklich gelungenen, rasanten Einstieg im ersten Kapitel überrascht war, muss sich sehr lange gedulden, bis er erfährt, was aus der dort beschriebenen jungen, der aufkeimenden Liebe zwischen Mer und einem Milchaufschäumer (Kaffeeverkäufer, Angestellter, Bedienung – vielleicht fällt Euch was Besseres ein) in einer Café-Bar wird.

„Danke Desillusionierung, danke Gebrechlichkeit, danke Konsequenz, danke Schweigen“ (A. Morisette) – nicht zuletzt solche poppigen Kapitelüberschriften sind es, die neugierig auf die Lesung im Mojo-Club mit der schlagfertigen, gewitzten Autorin Moon Unit Zappa machen. In den USA wird das Buch übrigens demnächst in einer „Disney-Version“ (Zappa) erscheinen, in der die wenig drastischen Sex-Szenen entschärft sind. Proud America!

So könnte man also über ein Buch schreiben, ohne es zu kennen. Das hat sich wohl auch der Verlag beim „Brigitte“-mäßigen Frau-in-der-Krise-Buchcover gedacht, auf dem eine Frau mit merkwürdigerweise kurzen roten Haaren zu sehen ist, während die America im Buch dunkelbraune, lange Haare trägt. Christian T. Schön

Dienstag, 20 Uhr, Mojo-Club

America the Beautiful, Piazza/Heyne Verlag, 28 DM