Der Druck, der krank macht

■ Ein Drittel aller Bundesbürger kennt den eigenen Blutdruck nicht, fast dreiviertel wissen nicht, ab wann er zu hoch ist

„Wie hoch mein Blutdruck ist? Keine Ahnung, wofür muss ich das denn wissen?“ Etwa ein Drittel aller Deutschen nehmen mit dieser Einstellung einfach hin, dass ihr Blut eben mit irgendeinem Druck durch den Körper gepumpt wird. Wie hoch der ist, das interessiert sie nicht. Das hat eine von der Deutschen Angestellten-Krankenkasse (DAK) in Auftrag gegebene Forsa Umfrage unter 1004 Bundesbürgern ergeben. Dabei ist Bluthochdruck die häufigste Krankheit in Deutschland, fast jeder Vierte leidet darunter. Und Bluthochdruck, auch Hypertonie genannt, ist eine der wichtigsten Ursachen für Herz-Kreislauferkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall. Und die wiederum sind die Todesursachen Nummer eins.

Die Deutsche Hochdruckliga und die Angestellten-Krankenkasse wollen mit einer bundesweiten Aufklärungskampagne auf dieses Problem aufmerksam machen und damit Verhaltensänderungen bewirken. Gestern stellten sie die Ergebnisse der Studie vor. Ein Blutdruck jenseits 140 zu 90 gilt als erhöht und behandlungsbedürftig, 130 zu 85 ist normal, 120 zu 80 optimal. Das wissen jedoch viele nicht. Knapp die Hälfte der 23 Prozent, die um ihre erhöhten Werte wissen, schätzen sie trotzdem als normal oder sogar zu niedrig ein. Insgesamt wissen drei Viertel der Deutschen nicht, ab wann man von einem hohen Blutdruck spricht.

Professor Peter Dominiak vom Universitätsklinikum Lübeck und Vorsitzender der Deutschen Hochdruckliga erklärt sich das mit dem geringen Leidensdruck: „Bluthochdruck tut nicht weh.“ Kurzfristig jedenfalls nicht. Langfristig kann er jedoch zu Herzmuskelschwäche und Gefäßverkalkung führen. Und deren Folgen sind oft tödlich. „Jemand, der Hypertonie hat, muss deshalb überwacht und behandelt werden“, sagt Dominiak. Und der setzt nicht sofort auf Medikamente, sondern zunächst auf den Willen des Patienten: Abnehmen – jedes Kilo weniger Übergewicht macht sich bemerkbar, Ausdauertraining – mehrmals die Woche mindestens 20 Minuten, Salz weglassen, Alkoholkonsum reduzieren – jedes Glas Wein nach dem ersten ist schädlich.

Wenn das nicht reicht, werden, und das meist lebenslang, Medikamente verschrieben. Die sind allerdings nicht ohne Nebenwirkungen, weshalb die Patienten sie häufig wieder absetzen. So machen Beta-Blocker und Diuretika einige Patienten müde, bei manchen führen die Mittel zur Impotenz. So genannte ACE-Hemmer verursachen zuweilen Reizhusten, der jedoch nach einigen Wochen zumeist wieder verschwindet.

Sandra Wilsdorf