Mafia baute am Rhein

Großrazzia wegen illegaler Baugeschäfte an Rhein und Ruhr. Italienische Mafia soll der Drahtzieher sein

DÜSSELDORF dpa ■ Die italienische Mafia soll im illegalen Baugeschäft an Rhein und Ruhr die Fäden gezogen haben. Die drei Hauptverdächtigen stammten alle aus dem gleichen Dorf im italienischen Süden, berichtete die Polizei gestern in Düsseldorf. Sie sollen durch organisierte illegale Beschäftigung 50 Millionen Mark Steuern und Sozialabgaben hinterzogen haben. Gegen sie wurden Haftbefehle beantragt, ihnen wird unter anderem die Bildung einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen.

Bei einer Großrazzia in 16 Städten waren am Mittwoch mehr als 620 Polizeibeamte und 140 Steuerfahnder im Einsatz. Dabei waren auch die Geschäftsräume von 25 Banken, 15 Firmen, 10 Steuerberatern und einem Notar sowie 86 Wohnungen durchsucht worden. Die Beamten konnten neun Schusswaffen mit rund 100 Schuss Munition, 60.000 Mark Bargeld sowie drei Fahrzeuge sicherstellen.

Die ermittelten mafiosen Strukturen sind nach Polizeiangaben mehr als 15 Jahre alt. 27 „Aktenkofferfirmen“ konnten die Ermittler aufdecken. Diese Subunternehmen zahlten keine Sozialabgaben und konnten dadurch niedrigere Preise anbieten als die Konkurrenz. Auch renommierte Baufirmen hätten die der Mafia zugerechneten Subunternehmen beauftragt. Gegen 75 Tatverdächtige hat die Staatsanwaltschaft Ermittlungsverfahren eingeleitet. 14 wurden festgenommen. Der jährliche Steuerschaden durch illegale Beschäftigung im Baugewerbe wird auf 100 Milliarden Mark geschätzt.