Aufbruch mit Warnstreik

■ Beschäftigte der Lufthansa legten gestern früh den Flugbetrieb lahm

Gerade mal vor vier Tagen gegründet – schon die erste Aktion. Streikpremiere für die neue Dienstleistungsgewerkschaft ver.di in Hamburg: Gestern morgen streikten in Hamburg 2500 Lufthansa-Beschäftigte. In Fuhlsbüttel muss-ten die Starts von sieben Maschinen gestrichen werden. 20 weitere Maschinen hatten bis zu drei Stunden Verspätung. Lediglich ein Flugzeug konnte starten. Die Gewerkschaft rief zu Warnstreiks auf, um Druck auf die laufenden Tarifverhandlungen zu machen.

„Der ver.di-Gründungskongress am Wochenende in Berlin hat eine Aufbruchstimmung vermittelt, die wir nach Hamburg bringen wollen“, sagt Wolfgang Rose, desig-nierter Landesbezirksleiter der größten Gewerkschaft Hamburgs gestern, als sich die Landes-ver.di zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorstellte. Mit 120.000 Mitgliedern stellt sie mehr als die Hälfte der Gesamtmitglieder des DGB.

Die Gewerkschaft möchte jetzt „Schluss machen mit der Selbstbeschäftigung und rein in die Betriebe“, erklärt Rose. Hamburg soll eine „humane Metropole“ werden „mit einem starken öffentlichen Sektor, der Armut und Ausgrenzung verhindert“, so der zukünftige Landesbezirksleiter. Gestern gab es allerdings noch viel Nabelschau bis hin zur Worthülse: Die stellvertretende Vorsitzende der früheren IG Medien Nord Ulrike Fürniß sprach davon, dass „ver.di weiblich ist“. Der Landesvorstand wird allerdings aus drei Männern und zwei Frauen bestehen.

„Freie Journalisten und Künstler sollen eine sichere Existenz bekommen, die soziale Lage ist für viele prekär“, findet Fürniß. Neue Mitglieder müssen zudem her, und deswegen wird ein Internetcafé für Jugendliche eingerichtet. Die Gewerkschaft wolle sich nicht nur um Lohnerhöhungen, sondern auch um die Fortbildung ihrer Mitarbeiter bemühen. Wie sie das alles umsetzen wollen, haben die vier anwesenden zukünftigen Mitglieder des Landesvorstands konkret noch nicht gesagt. Die Aufbruchstimmung bei ver.di soll jedenfalls länger dauern als der gestrige Lufthansa-Warnstreik: Nach drei Stunden nahmen die Beschäftigten ihre Arbeit wieder auf. Michaela Soyer