„Topographie“ kann gebaut werden

Expertise der Bauverwaltung veranschlagt Kosten für abgespeckte Version des Betonstabwerks auf 76 Millionen Mark. Nach Gespräch Strieders mit Nida-Rümelin ist Bund bereit, die Hälfte der Summe zu tragen, wenn der Zumthor-Bau nicht teurer wird

von PHILIPP GESSLER

Die Topographie des Terrors kann nach dem Entwurf des Schweizer Architekten Peter Zumthor gebaut werden. Das zeichnete sich gestern nach einem Gespräch von Bausenator Peter Strieder mit Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin (beide SPD) ab. Nach Auskunft der Bauverwaltung soll der ambitionierte Betonstäbe-riegel auf dem einstigen Gestapo-Gelände in Kreuzberg 76 Millionen Mark kosten. Nida-Rümelin habe angekündigt, der Bund sei bereit, die Hälfte der Kosten des Baus zu tragen. Er machte jedoch die Einschränkung, dies gelte nur „für den Fall, dass sich die gegenwärtigen Kostenansätze als realistisch erweisen“.

Der Einigung vorausgegangen war ein jahrelanger Streit um die Kosten der geplanten Gedenkstätte auf der Brache an der Wilhelmstraße, wo bis 1945 die wichtigsten Schaltzentralen des Nazi-Terrorapparates wie der Gestapo und der SS ihren Sitz hatten. Der Senat hatte sich nach jahrelangen Diskussionen, angeregt durch Initiativen Berliner Bürger, zum Bau dieses Orts der Erinnerung an die Schreibtischtäter entschlossen.

Im Mai 1995 war der Grundstein für den Bau eines eleganten Betonstabgeflechts gelegt worden. Ursprünglich auf 36 Millionen Mark veranschlagt, musste der Kostenrahmen auf 45 Millionen erhöht werden. Der Bund war bereit, die Hälfte der Kosten zu tragen. Der Baubeginn, zunächst für den Winter 1995/96 vorgesehen, verzögerte sich jedoch wegen leerer Kassen mehrmals. Ein Baustopp wurde verhängt und erst nach Protesten im In- und Ausland aufgehoben.

Im Sommer 1997 wurde schließlich mit den Bauarbeiten begonnen – Ende 1998 sollte der Bau fertig werden. Aber nach immer neuen Kostenschätzungen auf teilweise über 90 Millionen Mark verhängte die Bauverwaltung vor einem Jahr erneut einen De-Facto-Baustopp. Strieder forderte eine Senkung der Kosten auf etwa 70 Millionen Mark.

Bis März 2001 musste ein von der Bauverwaltung beauftragtes Expertengremium ein Papier vorlegen, in dem Vorschläge gemacht werden sollten, wie das Projekt abgespeckt werden könnte. Das ist nun geschehen. Die Kosten konnten nach taz-Informationen vor allem durch drei Kompromisse reduziert werden:

Zum einen stimmten die für das Betonstabwerk verantwortlichen Baufirmen einem Vergleich zu, der ihre hohen Honorarforderungen verringerte. Zum anderen konnten die hohen Ansprüche Zumthors an die Inneneinrichtung der „Topographie“ gesenkt werden.

Außerdem kam man überein, die Betonstäbe mittels Schrauben miteinander zu verbinden, anstatt sie lediglich miteinander zu verkanten und die Scheiben darauf zu kleben. Stararchitekt Zumthor hat ein solches Verfahren bisher schon öfters erfolgreich angewandt, jedoch immer nur mit Holz, nie mit Beton.

Strieder zeigte sich gestern zuversichtlich, dass es durch weitere Ausschreibungen von Bauleistungen bei den 76 Millionen Markbleiben könne und auch der Baustopp gegen Ende des Jahres aufgehoben werden könne. Der Expertenbericht soll in der kommenden Woche dem Senat und dem Hauptausschuss vorgestellt werden. Das Abgeordnetenhaus wird voraussichtlich in zwei Wochen über die Weiterführung des Projekts abstimmen.

In einer ersten Reaktion sagte der kulturpolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Bundestag, Eckhardt Barthel, er sei froh, dass sich der Bund angesichts der Bedeutung der Gedenkstätte zur Zahlung der Hälfte der 76 Millionen Mark bereit erklärt habe. Zugleich erwarte er, dass die Bundesparlamentarier in den Ausschüssen die neuen Kosten akzeptieren werden.