Sven-Göran Erikssons Engländer erfreuen Eiländer

Englands Elf gewinnt gegen Finnland 2:1 und die Insel söhnt sich vollends mit dem Nationalteam aus – dank des schwedischen Trainers

LIVERPOOL taz ■ Laute Buh-Rufe begrüßten David Beckham, Andy Cole und die anderen englischen Nationalspieler von Manchester United, als sie ins Stadion an der Anfield Road einliefen. Ihr Vereinskollege Paul Scholes hatte sich vor dem Training am Donnerstag vor ihnen in die Arena geschlichen, auf die Lauer gelegt und buhte sie aus, ehe er vor Lachen nicht mehr konnte. Es ist zur Tradition geworden, dass die Profis von United, dem unbeliebtesten Fußballklub Englands, bei Länderspielen von einem Teil der englischen Fans angepöbelt werden. Aber ausgerechnet in Liverpool wurde mit dieser Tradition gebrochen; frenetischer Jubel begleitete Mannschaftskapitän Beckham bei Englands 2:1-Sieg im WM-Qualifikationsspiel gegen Finnland.

Das also hat Sven-Göran Eriksson schon geschafft: dass alle England-Fans alle England-Spieler anfeuern. Doch seine Mannschaft tat sich im ersten ernsthaften Spiel unter seiner Aufsicht schwer. Das 2:1 lässt England den Glauben, dass dies einmal eine große Mannschaft werden kann. Irgendwann. „Vielleicht haben wir nicht die ganzen 90 Minuten guten Fußball gespielt“, sagte Eriksson.

Mit Wucht und ein klein wenig Eleganz ging England über den Schrecken des 0:1 hinweg und Kapitän Beckham beispielhaft voran. Er leitete das 1:1 durch Michael Owen noch vor der Halbzeit ein, das 2:1 (47.) schoss er selber. Es war Beckhams erster Treffer für England seit drei Jahren. Danach krächzte er nur noch. Er hatte das Spiel gewonnen, die Stimme verloren. „Als Kapitän musst du auf dem Platz so viel reden, das bin ich nicht gewohnt“, sagte er. Wer das Spiel noch mal überdachte, stellte erstaunt fest, wie viele gute Torchancen England doch hatte, fünf oder sechs, obwohl ihr Spielaufbau nicht der schnittigste war. Aber vielleicht kann man gegen diese Finnen gar nicht schön aussehen? Sie sind Meister des Zerstörens. Das zeigte sich.

Erikssons England ist unterdessen am heutigen Montag auf dem Weg nach Tirana, wo sie am Mittwoch gegen Albanien den nächsten Schritt zur WM nehmen wollen. Ein Spaß wird es nicht, aber Eriksson sagt, er schlafe nach dem Auftaktsieg nun sicher gut – wenn ihn nicht gerade wieder der Stimmenimitator weckt, der im Auftrag eines Privatradios seit Wochen sein Unwesen treibt. RONALD RENG