Armes, tapferes Breslau

Mit einer befremdlichen Reihe widmete sich der MDR „Hilters letzten Opfern“

Löblich ist es, an das Schicksal der Vertriebenen zu erinnern. Und schaden kann es nichts, zu Zeiten kriegsbedingter Migrationsbewegungen in Europa den Blick auf deutsche Vertriebene zu richten – jenen zwölf Millionen Menschen, die vor der Roten Armee flüchten mussten.

Nicht um Revanchismus sei es ihm gegangen, erläuterte der Koordinator der Reihe, „sondern darum, einfach zu erzählen, was war. Und zwar von allen Seiten.“ Zunächst mal war Krieg, Königsberg nicht zu halten und „die Mongolen“ auf dem Vormarsch. Leid hatten eben auch die Deutschen Russen wie Polen zugefügt, dem Vernehmen nach nicht zu knapp. Das bleibt nicht unerwähnt, dient aber als durchsichtige Folie für die Gräuel der Sowjets: Bei Schilderungen etwa von Vergewaltigungen weinen die Überlebenden noch heute, das Entsetzen hat nichts von seiner Wucht verloren. Das Entsetzen wird freilich noch erneuert, wenn ein russischer Militärattaché a.D. die Torturen lakonisch kommentiert: „An Vergewaltigungen allein ist noch niemand gestorben.“ So sind sie, die Russen, haben nichts dazu gelernt.

Welchen Sinn es aber macht, wenn ehemalige Mitglieder der Waffen-SS über die verlorene Heimat im Osten lamentieren dürfen, bleibt unklar. Ursache und Wirkung aber verschwimmen vollends angesichts wertvoller Informationen zum Untergang Breslaus: „Die Stadt hat sich sehr spät, erst nach Berlin ergeben.“ Bravo. Tapfere Ostfront.

Mit sinnvollen Diskussionen (auf Phoenix) konnte der revisionistische Aspekt gemildert, aber nicht ausgeräumt werden. Beim MDR versteht man unter „unverkrampftem“ Umgang mit der Geschichte geschichtslose Trauerarbeit. ARNO FRANK