Sparen mit Investmentfonds

Investmentfonds können gegenüber Einzelwerten Nerven sparen. Doch sind auch sie nicht ohne Risiko. Wachstum des weltweit verwalteten Fondsvermögens hält an. Fondssparpläne untersucht

Wer sein Portfolio allein mit einzelnen Aktienwerten fütterte, hatte in den vergangen Wochen und Monaten womöglich Pech. Vor allem der Neue Markt stürzte abgrundtief: Stand der breit gefächerte Nemax All-Share vor ziemlich genau einem Jahr bei mehr als 8.500 Punkten, liegt er derzeit bei allenfalls 2.000 bis 3.000 Punkten. Auch der Deutsche Aktien Index Dax verlor an Wert, wenngleich nicht so stark wie der Nemax mit seinen High-Tech-Werten.

Etwas anders als bei Einzelaktien sieht es demgegenüber bei den Fonds aus: „Trotz globaler Börsenabschwächung haben die weltweiten Anlagevermögen in Investmentfonds im Jahr 2000 weiter zugenommen“, ermittelte die Investmentgruppe der Deutschen Bank, DWS. Dank anhaltender Mittelzuflüsse „stiegen die Fondsvolumina um neun Prozent auf über 12,7 Billionen Euro“. Deutliche Unterschiede habe es dabei zwischen einzelnen Regionen gegeben. So sei der europäische Fondsmarkt um 10 Prozent gestiegen, in Australien (plus 9,2 Prozent) und Kanada (plus 8,1 Prozent) lag er nur wenig unter diesem Wachstum. Der amerikanische Fondsmarkt hingegen „stagnierte mit einem Plus von 1,8 Prozent auf hohem Niveau“, so die DWS, die japanischen Märkte wiesen „einen deutlichen Rückgang von 3,8 Prozent“ aus.

Von den Kursverlusten an den Kapitalmärkten seien „die Märkte USA und Großbritannien stärker betroffen, die „traditionell einen hohen Anteil von Aktienfonds in den Portfolios der Fondssparer aufweisen“. Die „anhaltend hohen Mittelzuflüsse in den meisten Ländern insbesondere in Aktienfonds lassen dennoch auf ein weiterhin ungebrochenes Vertrauen der Anleger in die langfristige Renditeüberlegenheit der Aktie schließen“.

Trotz der weltweit schwankenden Aktienmärkte scheinen Anleger in Fonds also uneingeschränkt Vertrauen zu haben, wertet man bei DWS. So hätten Aktienfonds im vergangenen Jahr in Deutschland Mittelzuflüsse von 65,8 Milliarden Euro verzeichnen können, gefolgt von Italien mit 65,3 Milliarden und Frankreich mit 42,9 Milliarden Euro. Im Vergleich zu traditionellen Sparformen seien Investmentfonds die „renditestärkere Anlageform“.

Fonds haben gegenüber Einzelaktien einen bestechenden Vorteil: Anleger, die in einzelne Werte investieren, müssen den Markt eigentlich permanent verfolgen, um Ups und Downs rechtzeitig zu erkennen und notfalls im eigenen Portfolio gegenzusteuern. Das kostet viel Zeit – und vor allem bedarf es umfangreichen Wissens über die Beziehungen einzelner Werte zueinander. Aktien von Autoherstellern können beispielsweise vorübergehend in ein Tief gerissen werden, wenn ein großer Reifenhersteller oder ein anderer Teilezulieferer in Schwierigkeiten gerät. Bei Fonds hingegen zahlen viele Sparer ihr Geld in einen gemeinsamen Topf. Das Vermögen wird dann von Profis verwaltet, die den ganzen Tag mit nichts anderem beschäftigt sein sollten, als die Märkte im Auge zu behalten. Von deren Wissen, Kontakten und – daraus hoffentlich folgenden – Fondsgewinnen profitiert dann jeder einzelne Anleger.

Die Fondsmärkte jedenfalls hätten im Jahr 2000 ihre Bewährungsprobe bestanden, meint man beim DWS. „Trotz starker Kursbewegungen – insbesondere der Aktienmärkte – ist die private Anlageneigung zu Fonds stabil geblieben.“ Demzufolge dürften Investmentfonds, so DWS, „ihre Rolle als Baustein im langfristigen ertragsorientierten Vermögensaufbau ausbauen“.

Hierzu gehöre in erster Linie die zunehmende Bedeutung der privaten und betrieblichen Altersvorsorge. In verschiedenen Ländern werde an einer Verbesserung der Altersvorsorge gearbeitet. So in Schweden: Dort würden seit Herbst vergangenen Jahres 2,5 Prozent des Lohns in Investmentfonds im Rahmen der privaten Altersvorsorge angelegt, weiß man bei der Investmentgesellschaft. Hinzu komme der Anlagebedarf der Erbengeneration und die wachsende Ertragsorientierung der Anleger.

Betrachte man das Pro-Kopf-Fondsvolumen, so liege dies in Deutschland bei 4.750 Euro, in Frankreich bei umgerechnet 11.200 Euro und in den USA schon bei fast 25.600 Euro.

Allerdings stellt sich die Frage, welcher Fonds denn nun der richtige ist, mithin Profit abwirft. Der Markt ist auf Grund der großen Zahl mittlerweile nur schwer durchschaubar. So gibt es Indexfonds, Branchenfonds und Ökofonds, Regional- und Länderfonds sowie Dachfonds, um nur einige Varianten zu nennen. Allein die von der Stiftung Warentest herausgegebene Zeitschrift Finanztest listet Monat für Monat rund 350 unterschiedliche weltweite Fonds und behält deren Entwicklung im Auge. Denn auch Fonds sind nicht ohne Risiko, spiegeln sie doch letztlich das allgemeine Börsenklima wider, was die Nerven der Anleger strapazieren kann.

Wer regelmäßig in Fonds investieren will, findet in der neuesten Ausgabe von Finanztest eine Auswahl von Fondssparplänen, die nach Angaben der Stiftung „für eine langfristige Vermögensbildung besonders gut geeignet“ seien. Wer „monatlich 500 Mark anlegt, steht nach durchschnittlich 30 Jahren als Millionär da“, orakeln die Experten. Im Vergleich zu anderen Anlageformen „bieten Aktienfonds längerfristig eine recht hohe Rendite“, so Finanztest. Und anders als bei Lebensversicherungen und Sparverträgen mit fester Laufzeit kommen Fondssparer jederzeit an ihr Geld, wenn sie es für andere Zwecke benötigen, beispielsweise für einen Immobilienkauf.

Die Untersuchung der Fondssparpläne zeigt mittels Simulation: Das Verlustrisiko ist umso größer, je kürzer gespart wird. Besonders geeignet seien Fonds, die in internationale, europäische oder deutsche Aktien investieren. Indes seien „Aktienfonds, die sich auf bestimmte Branchen oder Schwellenländer konzentrieren, für Sparpläne zu riskant“, urteilt man in der Untersuchung. Wer sich über die monatliche Einzahlung eine zusätzliche Alterssicherung schaffen wolle, „lässt von spekulativen Anlageformen besser die Finger“.

Doch gilt auch hier: Ganz ohne Risiko geht es nicht. Ein Börsencrash kurz vor dem geplanten Verkauf der Fondsanteile kann alle schönen Träume zunichte machen. Deshalb, so der Rat, sollten Fondssparer sich bereits vor Abschluss eines Sparplans Ziele in Sachen Laufzeit und Rendite setzen. ANDREAS LOHSE

Langfristige Vermögensbildung mit Fondssparplänen, Finanztest 4/01, 7 DM, am Kiosk. Und: www.dws.de