Da strahlt der Castor-Gegner

GORLEBEN taz ■ Mit einer acht Kilometer langen Treckerparade aus rund 450 Vehikeln haben gestern wendländische Bauern gegen den Castor-Transport „Stunk“ gemacht. Schon am Samstag hatten rund 17.000 Menschen gegen Atomtransporte protestiert. Heute werden die sechs Castoren ihre Fahrt von der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague in Richtung Bundesrepublik antreten. Um Mitternacht sollen die Atombehälter die deutsch-französische Grenze passieren.

Deftig waren die Sprüche auf vielen Transparenten, mit denen die protesterprobten Landwirte gegen den Transport der Castoren und zugleich gegen die rot-grüne Bundesregierung zu Felde zogen. „Trittin in die Tonne“ konnte man auf gelben Fässern lesen. Echte „Haut ab“-Rufe mussten sich die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth und Fraktionschefin Kerstin Müller anhören, die selbst einen Trecker steuerten. In Dannenberg gab es einen Zwischenfall: Ein vermutlich rechtsradikaler Autofahrer fuhr in die Menschenmenge auf dem Bürgersteig. Eine Frau wurde verletzt ins Krankenhaus gebracht. Fahrer und Beifahrer wurden festgenommen.

Zwei Versuche, die Bahnstrecke zwischen Dannenberg und Hitzacker zu besetzen, hatten unterdessen nur kurzzeitig Erfolg. Eine größere Gruppe wurde am Nachmittag an den Bahngleisen von der Polizei eingekesselt und nach Angaben von BI-Sprecher Wolfgang Ehmke „im Wanderkessel“ in Richtung Abschlusskundgebung der Stunkparade geleitet.

In der Region hätten jetzt 2.000 bis 3.000 AKW-Gegner in Reit- und Turnhallen, in Camps und auch in zwei Kirchen in Lüneburg Quartier bezogen, sagte Ehmke. Unterbringungsprobleme gebe es trotz des Verbots von Protestcamps nicht. Wegen des Demo-Verbots entlang der Castor-Strecke hätten die Anwälte der BI Verfassungsbeschwerde eingelegt. ü.o.

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