Auf dem Abstiegsplatz

Nach der Niederlage im Südwesten geht die FDP mit gebremster Zuversicht in die Zukunft. Kubicki attackiert Döring

BERLIN taz ■ Vom „Projekt 18“ spricht die FDP nicht mehr. NRW-Tausendsassa Jürgen Möllemann hat ein Wahlziel von 18 Prozent nach seinem guten Ergebnis in Nordrhein-Westfalen ausgerufen. Nach dem Wahlflop vom Sonntag im Südwesten strapazierte die Parteiführung gestern in ihrer Berliner Zentrale immerhin noch den Begriff der Zweistelligkeit. Ein „ehrgeiziges Ziel“ sei das, aber in Zukunft könne die Partei zweistellige Ergebnisse einfahren, sagte Parteichef Wolfgang Gerhardt. Auch Rainer Brüderle aus Rheinland-Pfalz will „am Ziel der Zweistelligkeit festhalten“. Baden-Württembergs FDP-Chef Walter Döring zeigte sich ähnlich unverzagt, „dass wir bei der Bundestagswahl 2002 die Zweistelligkeit erreichen können“. Für diesmal hatte er mit seinen 8,1 Prozent schon die von Möllemann in NRW auf 9,8 Prozent gelegte Latte klar gerissen. Döring tröstet sich: Die FDP werde gebraucht, „ob mit acht oder fünf Prozent“. Das alte liberale Credo „Hauptsache, in der Regierung“ gilt noch in Baden-Württemberg wie in Rheinland-Pfalz.

Kritik kam aus dem Norden von Wolfgang Kubicki, FDP-Fraktionschef in Schleswig-Holstein. Döring sei verantwortlich für das „Debakel“ bei der Wahl. Betrachtet man die Ergebnisse der Landtagswahlen, ist Jürgen Möllemann fortan der stärkste Mann in der FDP. Der Weißwein, den er sich gestern an der Bar der Parteizentrale gönnte, sei aber „nicht zum Feiern, sondern einfach zur Entspannung“, sagte Möllemann. Nach einem Schluck kritisierte er dann doch die Doppelspitze der FDP aus Gerhardt und dem designierten Parteichef Guido Westerwelle mit einem sportlichen Vergleich: „Ein Tandem ist ein komisches Fahrzeug“, damit hätten die Deutschen international noch nichts gewonnen. Viel erfolgreicher bei Olympia sei der „Straßen- und Bahnvierer“. Deshalb brauche die FDP neben einem „starken Parteichef“, einem Fraktionschef und einer Generalsekretärin auch einen „agilen Kanzlerkandidaten“ – namens Jürgen W. Möllemann.

Die jüngsten Verluste seiner Partei sind wohl sein Sieg. Das „Projekt 18“ gibt zumindest er wegen der Niederlage Dörings in Stuttgart noch lange nicht auf: „Auch wenn der VfB Stuttgart um den Abstieg spielt, wird Schalke deshalb sein Ziel nicht aufgeben, international zu spielen“, sagte der Schalker Aufsichtsratsvorsitzende Jürgen Möllemann.

SEBASTIAN FISCHER