Undercover Camping

■ Protest-Camp Nahrendorf am Montagabend wegen angeblicher Straftaten geräumt

Seit Montagabend gibt es kein Anti-Castor-Camp mehr in Nahrendorf. Die Bezirksregierung Lüneburg hatte eine entsprechende Verfügung erlasssen mit der Begründung, aus dem Camp heraus seien Straftaten begangen worden. „Dann müsste man auch jedes Fußballspiel verbieten“, so ein Landwirt gestern während der Räumung, „hier wird das Grundrecht auf Protest beschnitten“. Denn ohne Infrastrukutur sei es umso schwerer, Protest zu organisieren.

Übernachten durfte man im Camp Nahrendorf zwar von Anfang an nicht. Aber dort wurde warmes Essen verteilt, und die Demonst-rantInnen konnten Informationen austauschen. Die „Straftaten“ – das Unterhöhlen von Gleisen – hatte die Polizei bereits am Mittag als Grund angeführt, als sie rund 150 Camp-BewohnerInnen einkesselte, die sich vom Camp in Richtung Schienen aufgemacht hatten (taz berichtete). Gegen 19 Uhr umstellte die Polizei dann das ganze Gelände und forderte die DemonstrantInnen auf, das Camp sofort zu verlassen. Nach Verhandlungen gestand die Einsatzleitung dann immerhin zwei Stunden Zeit zu, um den Küchenwagen, Zelte, Autos und Fahrräder von der Wiese zu schaffen.

„Wir werden völlig alleine gelassen“, schimpft ein Nahrendorfer, „früher waren wenigstens die Grünen auf unserer Seite. Heute haben wir gar keinen mehr.“ Die Polizei eskortierte die Camp-BewohnerInnen zu einer ein Kilometer entfernten Reithalle. Die meisten hatten dort schon zwei Tage einen Schlafplatz gefunden. Die Zelte und Bauwagen durften auf dem Gelände neben der Reithalle abgestellt werden. Allerdings haben die Nahrendorfer CampbesucherInnen nun keine eigenen Küche mehr. Sie werden jetzt von mobilen Kochteams mit Essen versorgt, ein Jugendzentrum hat einen Aufwärmraum zur Verfügung gestellt. miso