Teilhabe ist nötig

■ Studie der Ausländerbeauftragten findet heraus: Nichtdeutsche leben übers ganze Hamburger Stadtgebiet verteilt

Gleich, ob man einen deutschen oder einen anderen Pass in der Tasche hat: Wer es sich leisten kann, sagt Ute Michel, zieht in einen Stadtteil mit stabiler sozialer Struktur. Eher untypisch sei in Hamburg dagegen die oft unterstellte Aufteilung von Wohnquartieren nach Ethnien, sagte Michel gestern auf dem Forum „Stadtteilpolitik: Wilhelmsburg, Veddel, Altona – offen, neugierig, lebenswert“. Zu dem Forum hatte die Ausländerbeauftragte des Senates, Ursula Neumann, eingeladen.

In deren Auftrag hatte Michel die Untersuchung „Leben und Wohnen in Hamburg“ durchgeführt und AusländerInnen in den genannten Stadtteilen zu deren Zusammenleben mit Deutschen befragt. Sie kam zu dem Ergebnis, dass das Zusamenleben unterschiedlicher Nationalitäten in Hamburg typischer sei als die ethnische Segregation: Nur in 14 Ortsteilen liege der AusländerInnenanteil unter fünf Prozent. In 80 Prozent aller Hamburger Stadtteile lebten über 10 Prozent Nichtdeutsche. Insgesamt wohnten AusländerInnen somit übers ganze Stadtgebiet verteilt und nicht, wie es öffentlich oft wahrgenommen wird, auf einzelne wenige Viertel konzentriert.

Fast die Hälfte aller befragten AusländerInnen gab an, regelmäßig Kontakt mit Deutschen zu haben. Viele wünschten sich allerdings, das noch zu intensivieren. Für Neumann ist das eine wichtige Voraussetzung, um rassistischen Tendenzen entgegen zu steuern: Ausländerfeindlichkeit sei umso geringer, je mehr Kontakte und Erfahrungen zwischen Deutschen und MigrantInnen bestehe. Wichtig sei aber auch, dass diese am gesellschaftlichen Leben in der Stadt teilhaben, beispielsweise das Wahlrecht bekommen könnten. Gerade in den Stadtteilen bestünde die Chance, eine nichtdiskriminierende Politik durch bewusste Einbeziehung aller BewohnerInnen zu machen. Sie regte an, dafür auf die rund 500 Nationalitätenvereine in Hamburg zuzugehen.

Das forderte auch Stadtentwicklungssentaor Willfried Maier (GAL). Soziale Stadtteilentwicklung sei bisher eine „fast lupenrein deutsche Veranstaltung“. So würden an Bewohnerbeiräten AusländerInnen nicht entsprechend ihren Anteilen an der Wohnbevölkerung ihres Quartiers teilnehmen.

Elke Spanner