Die Seen bleiben geöffnet

Die Bäderbetriebe haben einen neuen Chef. Klaus Lipinsky hatte schon für die U-Bahn keinHändchen. Ab der kommenden Woche sind alle Schwimmbäder nur noch eingeschränkt geöffnet

von JULIA HARBECK

Die Bäderbetriebe bekommen einen neuen Chef. Der Verkehrsexperte und Unternehmensberater Klaus Lipinsky wird ab Mai neuer Vorstandschef. Ein Konzept, die angeschlagenen Bäderbetriebe vor dem Ertrinken zu retten, fehlt jedoch weiterhin. Schon ab der kommenden Woche werden die Öffnungszeiten der Becken eingeschränkt.

Gestern bestimmte der Aufsichtsrat den 50-jährigen Lipinsky zum Nachfolger von Interimschef Ortwin Scholz. Die Bäderbetriebe sind kopflos, seit der bisherige Vorstand auf Betreiben von Sportsenator Klaus Böger (SPD) im Oktober entlassen wurde. Lipinsky will die Zeit bis Mai nutzen, um sich vorzubereiten. Dann muss dem Aufsichtsrat ein Konsolidierungs- und Zukunftskonzept vorliegen.

Zu dem Finanzdesaster äußerte sich Lipinsky nur vage: „Ich brauche mehr Geld, aber nicht unbedingt vom Senat.“ Er denke über den Aufbau von Partnerschaftsmodellen und Sponsoring nach. Er wolle bei den Bädern den „Dienstleistungsgedanken nach vorne“ kehren und die Mitarbeiter motivieren.

Bisher war der promovierte Ingenieur für eine Consulting-Firma tätig. Davor war Lipinsky acht Jahre bei der BVG. Hier soll er ein wenig glückliches Händchen gehabt haben: Nach sechs Jahren als U-Bahn-Chef war sein Vertrag im Sommer 1998 nicht verlängert worden. Nach inoffiziellen Angaben soll der Unternehmensbereich U-Bahn eine deutlich schlechtere Wirtschaftsbilanz vorgelegt haben als die Bereiche Bus und Straßenbahn.

Aus der Bahn geraten, könnte Lipinsky nun ins Schwimmen kommen: Seit Jahren sind die Bäder in der Krise. In diesem Jahr stehen 7,5 Millionen Mark weniger Landeszuschüsse zur Verfügung. Gespart wird deshalb am Saisonpersonal, um die Bäder vor dem im Herbst drohenden Ruin zu retten.

Unter dem Sparkurs leiden die Besucher: Bereits ab nächster Woche werden alle Schwimmhallen ihre Öffnungszeiten vor allem morgens und abends einschränken. Fünf Schul- und Vereinsbäder schließen im Mai. Das wird in anderen Bädern zu Einschränkungen führen. Auch Spandau Nord schließt ab Mai, in Wuhlheide wird am 19. Mai das Schwimmwasser abgedreht. Für acht Freibäder soll ein Pächter gefunden werden. Der Sportsenator weiß eine Lösung: Wenn er schwimmen gehe, so Böger zur taz, dann in einem See.