General mit UN-Meriten

Der 62-jährige Finne Gustav Hägglund wird künftig das Militärkomitee der EU leiten

„Zum Schluss ist es Finnland, das triumphieren kann.“ So überschreibt die norwegische Tageszeitung Aftenposten ihren Kommentar zur Wahl Gustav Hägglunds zum ersten „Oberbefehlshaber“ der EU. Gemeint ist damit, dass der Vorsitzende des EU-Militärkomitees (EUMC) ausgerechnet aus dem Land kommt, das sich einst vorwerfen lassen musste, außen- und sicherheitspolitisch für den Westen ein eher unsicherer Kantonist zu sein.

„Es zeigt, dass wir alle gleiche Chancen haben“, kommentierte Gustav Hägglund seine unerwartete Wahl: „Ich hatte geglaubt, die Kandidaten aus den Nato-Ländern wären im Vorteil, weil wir uns bei unserer Arbeit auch auf Nato-Material stützen wollen.“ Und um Kritik aus den USA vorzubeugen, meinte der 62-Jährige, der für seine direkte Sprache bekannt ist, in Richtung Washington: „Ich nehme an, es liegt im Interesse der USA, wenn wir etwas Eigenes auf die Beine stellen und nicht immer ‚Mama!‘ rufen, wenn es irgendwo knallt.“

Der Viersternegeneral und derzeitige Militäroberfehlshaber Finnlands wurde 1938 im heute russischen Viborg geboren und begann seine militärische Laufbahn in einem Land, dessen Selbstständigkeit ein „Freundschaftsvertrag“ mit der Sowjetunion begrenzte. Meriten verdiente sich Hägglund vor allem, als er im UN-Auftrag jahrelang Leiter der Friedenstruppen auf den Golanhöhen und im Libanon war. Im EUMC, dem höchsten beratenden Organ der EU in Militärfragen, soll er als Vorsitzender die krisenvorbeugende Arbeit der EU entwickeln und Kontakte zur Nato koordinieren.

Fassen die EU-AußenministerInnen einen Beschluss für eine Krisenoperation, soll das EUMC ihnen Vorschläge für militärische Einsätze unterbreiten. Dass im EUMC Einhelligkeit gefragt ist, sieht Hägglund als nicht unproblematisch: „Eigentlich kann ich mich da nicht richtig selbst verwirklichen. Aber ich hoffe, ich kann aus dem Komitee ein politisch ungebundenes, professionelles Organ machen, das keine politisch einseitig gefärbten Empfehlungen gibt.“

Hägglunds vorrangige Aufgabe in den nächsten drei Jahren ist die Schaffung einer EU-KrisenEingreiftruppe, die aus 60.000 Soldaten bestehen und spätestens 2003 einsatzbereit sein soll. Ginge es nach ihm, könnte eine Aufgabe für das EUMC eine Spezialtruppe sein, die in einem Drittland gekidnappte Geiseln aus EU-Ländern befreit.

Eine improvisierte Truppe für den Einsatz in Makedonien? „Das wäre eine dumme Idee“, sagt Hägglund. „Dort ist die Nato. Sicher könnte man improvisieren. Aber welchen Sinn sollte es haben, eine Konkurrenz zur KFOR zu schaffen?“ REINHARD WOLFF