Mit Rock-Dinos auf du und du

Drei Nächte akustische Fossilienkunde: „Saga“, „Arena“, „Kansas“, „Asia“, „Uriah Heep“ und „Survivor“ in der Großen Freiheit  ■ Von Alexander Diehl

Es soll Zeiten geben, da weht der frische Wind klanglichen Weltgeistes aus Übungsräumen und Konzertsälen hinaus in die richtige Welt. Darüber wird dann nachträglich vom Zur-richtigen-Zeit-die-richtigen-Akkorde-Spielen gesprochen oder vom Zusammenfallen musikalischer mit allgemeinen Zeitenwechseln.

Als Beispiel dient neben den Chorproben zum Hambacher Fest oder der Beziehung zwischen Free Jazz und schwarzer Emanzipation immer wieder das VW-Bus-Treffen in Woodstock oder auch Punk und die darauf folgenden Reaktionen auf manch geistig-moralische Wende.

Solche Geschichtsschreibung unterschlägt freilich, was gleichzeitig noch so alles aufgenommen und gespielt wurde.

Den vergessenen Genres Art-, Prog- und Stadion-Rock zu ihrem Recht zu verhelfen, haben sich die Programmentscheider der Großen Freiheit vorgenommen: Von Montag bis Mittwoch sind dort immerhin sechs notorische Altherrenbünde zu Gast, was ungefähr 1000 Jahre Rock-Schaffen, circa 100 durchgespielte Saiten pro Abend und durchschnittlich 13 Taktwechsel pro Minute verheißt.

Kanadas Beitrag zur technischen Leistungsschau, mit der überambitionierte Musiker wiederholt ihren Vorsprung gegenüber eingängigeren Rezepturen des Rock'n'Roll beweisen wollten, hieß Ende der 70er Saga, die am Montagabend ihren symphonischen Erwachsenen-Rock abliefern: Fantasy-Artwork, lyrischen Ballast bis zum Abwinken und Wagenladungen Technik im Gepäck. Die Mitglieder der Vorgruppe Arena dürften rund 20 Jahre jünger sein, nicht so ihr Bombast-Rock.

Auch am folgenden Abend herrschen Handwerksstolz und Virtuositätsglaube, wenn Kansas („Carry on, my Wayward Son“) und Asia („Heat of The Moment“) das Programm bilden: millionenfach in Plattenregalen verstaubende Soundtüfteleien mit Eso-Überbau und Fantasy-Artwork.

Am Mittwoch sind dann vergleichsweise bodenständige Musik-Relikte zu erleben: Survivor zehren bis heute von Sylvester „Rocky“ Stallones Veilchen (bzw. dem „Eye of The Tiger“); die Hardrocker Uriah Heep schließlich, die auf den längsten Strophe-, Refrain- und Solo-Bart von allen stolz sein können, bilden – nicht ohne „Lady in Black“ – den Abschluss. Für die addierten Ticketpreise ließen sich allerdings auch ordentliche Best of-Boxen aller Beteiligten erstehen.