■ Rosi Rolands unglaubliche Geschichten
: Männer, Autos & gute Freunde

Männer und Autos. Könnte ich stundenlang drüber erzählen. Nein, nicht wieder von Innenstaatsrat Kuno Böse, der, wenn er wütend wird, schon mal so aufs Gaspedal tritt, dass Statuen vom Sockel fliegen. Frau muss schließlich mal loslassen und vergeben können; die gefällte Statue steht ja auch wieder repariert an Ort und Stelle vorm Innenressort. Außerdem muss ich Böse zu Gute halten: Geleugnet hat er seine Beteiligung an dieser Affäre jedenfalls nicht.

Da fällt meine Bremerhavener Geschichte schon in eine andere Kategorie. Handelt vom Chef des Arbeitsförderungszentrums in Bremerhaven, Sigfried Breuer, alter Sozialdemokrat, in der Wolle rot gefärbt, aber eben mit dieser männlichen Schwäche für ..., naja, eben auch für schöne Autos.

Breuer fährt also in seinem burgunderroten Citroen Xantia nach Hannover, zur Expo. Nicht allein im Auto – und schon gar nicht allein auf der Autobahn. Die halbe Welt fuhr schließlich letzten Sommer an den Wochenenden zur Expo. Aber ausgerechnet vor Breuer fuhr diese lahme Ente, bei der kein Drängeln half. Und keine Lichthupe. Naja, da hat unser Mann eben rechts überholt – ging ja auch ganz leicht –, und ist dann vor der Bremserin auf der Überholspur in die Kufen gegangen. Damit die mal merkt, was los ist! Hach, hat die geguckt! Fast so wie unser Breuer, als die Polizei zwei Tage vor Heiligabend an seinem Arbeitsplatz auflief.

Im Ernst. Gleich vier Beamte standen beim Arbeitsförderungszentrum in Bremerhaven vor der Tür – mit einem Durchsuchungs-befehl. Wer hätte damit noch gerechnet, Mo-na-te später! Aber auf die Verdener Staatsanwaltschaft ist eben Verlass. Hat sich durch Landesgrenzen und Breuers Amnesie einfach nicht abschrecken lassen. Breuer hatte natürlich erzählt, er könnte sich nicht erinnern, wer da wohl am Steuer seines edlen Dienstwagens straßenverkehrsordnungswidrig durchs Land gebraust ist. Ich sags ja, Männer. Tun alles, damit sie niemals übersehen werden, aber im entscheidenden Moment soll sie niemand bemerken. Tss.

Die Sache ist natürlich aufgeflogen. Der Strafbefehl belief sich auf 600 Mark. Hat Bremerhavens oberster Arbeitsförderer hoffentlich aus eigener Tasche gelotzt! Die Karre war schließlich schon teuer genug. Weswegen ich immer fand, dass der Staatsrat im Arbeitsressort, Arnold Knigge, ganz Recht hatte, als er im Aufsichtsrat wissen wollte, ob der Chef einer nur staatlich finanzierten Arbeitsförderungsgesellschaft wirklich so eine Kiste fahren muss.

Aber das ist ja auch bald vorbei. Es kann sich ja nur noch um Monate handeln, bis Breuer Bremen los hat – und umgekehrt. Dann sitzt er in einer rein kommunalen Gesellschaft, mit Bremerhavener Kumpels als Gesellschaftern. Die hat es ja damals schon nicht gestört, dass Breuer – nach Knigges Kritik – seinen flotten Dienst-Xantia auf seine ebenfalls steuerfinanzierte Bremerhavener Zeitarbeitsfirma ZAB umgemeldet hat, die übrigens unter dem selben Dach wie das Arbeitsförderungszentrum sitzt. Es ist eben immer schön, gute Freunde zu haben, findet ihre Rosi Roland